Kulturelles Erbe ist die Behauptung des mehr oder weniger exklusiven kollektiven Besitzes von identitätsstiftendem kulturellen Kapital und ist als solches universal. Doch unterscheiden sich Gesellschaften voneinander in der Art und Weise, in der dieses Kapital als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart zusammengetragen und verwaltet wird, sei es als veränderbares Überlieferungswissen, sei es auch in beständigeren Formen. Im Rahmen ihrer sammelnden und beschreibenden Tätigkeit produziert und archiviert die Ethnologie eine Fülle von schriftlichen, bildlichen und dinglichen Dokumenten. Damit verfügt sie über ein Potential, das Gesellschaften, die ihr kulturelles Kapital überwiegend als mündliche Tradition bewahrt haben oder es bei ihrer Integration in neue Nationalstaaten zu einem Teil einbüßten, vor neue Möglichkeiten und Herausforderungen stellt.
Der Vortrag beleuchtet die Auseinandersetzung zwischen traditionaler und archivalischer Bewahrung von kulturellem Erbe und argumentiert sowohl für Maßnahmen zur besseren Erschließung ethnographischer Dokumente als auch für die Bedeutung des Forschungsfeldes der Ethnographie des kulturellen Erbes.
Begrüßung
Karl-Heinz Kohl
Frobenius-Institut, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Akademiemitglied
Ethnographie und kulturelles Erbe
Christian F. Feest
Indianapolis
Christian Feest war Professor am Institut für Historische Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main (1993–2004) und Direktor des Museums für Völkerkunde Wien (2004–2010). Er ist gegenwärtig Mellon Global Curator am Indianapolis Museum of Art und freischaffender Forscher und Ausstellungskurator.
Eine Veranstaltung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Geistesund Sozialwissenschaften und dem Frobenius-Institut Frankfurt a. M.