Erkenntniswert Farbe

Interdisziplinäre Tagung

07. - 08. Juli 2011

Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal, Jägerstrasse 22/23, 10117 Berlin

Farbe ist keine Invariable, sondern ein Resultat kultureller Codierung. Sie stellt einen wesentlichen Schlüssel zu unserem Selbst- und Weltverständnis dar. Die Tagung Erkenntniswert Farbe widmet sich den Bedingungen und Möglichkeiten unserer Farberkenntnis und reflektiert unser Farbverständnis als kulturell codierte Komponente. Um den Blind Spot der kulturell vermittelten Farbauffassung ausfindig zu machen, werden transkulturelle, philosophische, linguistische, historische, kunst- und koloritgeschichtliche sowie literarische Farbdefinitionen und Farbverwendungen diskutiert und die Farbe in ihrer Dimension als Erkenntniswert umfassend in den Blick genommen.

Erkenntniswert Farbe
Erkenntniswert Farbe

Jede Epoche, Gesellschaft und Kultur bestimmt das Verhältnis zwischen den Farben immer wieder neu. Zudem werden den Farben in unterschiedlichen Kulturen jeweils andere Farbwörter zugeteilt und mit divergierenden symbolischen Bedeutungen aufgeladen. Vor diesem Hintergrund soll die Farbe als Erkenntniswert in ihrer gesellschaftlichen Verwendung in den Blick genommen werden.

 

Bereits in der Antike wird Farbe zum Reflexionsgegenstand von Philosophen, Kunsttheoretikern, Künstlern und Dichtern. Zum salonfähigen Thema avanciert die Farbdebatte jedoch erst mit Newtons prismatischer Farberkenntnis. Die einsetzende Newtonrezeption und die damit verbundene Dispersion der physikalischen Farbdebatten tragen wesentlich zur diskursiven Entdeckung der Farbe bei. Spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts feiert die Farbthematik mit der Nobilitierung zum Gegenstand natur- und geisteswissenschaftlicher Forschung Konjunktur: Die Diskurse werden vernetzt und die quantitative Multiplikation von Farbstudien Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt sich zur qualitativen Wissensexplosion. Die Farbe wird nicht nur zur zentralen und heftig umstrittenen Schnittstelle chemischer und physikalischer, medizinischer, architektonischer, wahrnehmungspsychologischer, kunsttheoretischer, ästhetischer und künstlerischer Diskurse; vielmehr steht auch ihre Bedeutung in der Literatur außer Zweifel, man denke lediglich an die Farbe Blau als Signalmarker einer gesamten literarischen Epoche, als Sinnträger des romantischen Sehnens nach Liebe und Glück.

14.00 Uhr

Sektion I
INTERDISZIPLINÄRE KLASSIFIKATON UND SYSTEMATISIERUNG VON FARBE


Begrüßung
Ingeborg Reichle
Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Bildkulturen“,
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
 

Einführung
Margrit Vogt
Humboldt-Universität zu Berlin


Farbenforschung um 1800 und die Rolle Goethes
Friedrich Steinle
Institut für Philosophie, Literatur-, Wissenschafts- und Technikgeschichte, Technische Universität Berlin
 

Newton, Goethe und die Entdeckung neuer Farbspektren am Ende des 20. Jahrhunderts
Olaf Müller
Institut für Philosophie, Humboldt-Universität zu Berlin
 

Moderation: Margrit Vogt, Humboldt-Universität zu Berlin
 

16.15 Uhr – 16.45 Uhr

Kaffeepause
 

Der Wert der Farbe.
Zum Verhältnis von Gegenstandswahrnehmung und Gestalterfahrung
Magnus Schlette
Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST), Heidelberg
 

Erkenntniswert Farbe
Eine systematische Betrachtung kultureller Farbcodierungen
Margrit Vogt
Humboldt-Universität zu Berlin


Moderation: Toni Bernhart, Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften, Universität der Künste Berlin

 

ÖFFENTLICHER ABENDVORTRAG


19.30 Uhr

Einführung
Ingeborg Reichle
Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Bildkulturen“, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
 

Zur Aktualität der Farbmalerei
Michael Fehr
Institut für Kunst im Kontext, Universität der Künste Berlin
 

Ausstellungseröffnung „Akademie zeigt Farbe“
Martina Baleva
Kuratorin, Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Bildkulturen“, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

10.00 Uhr

Sektion II
PHILOSOPHISCHE, SPRACHTHEORETISCHE UND LINGUISTISCHE FARBREFLEXIONEN


Begrüßung
Ingeborg Reichle
Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Bildkulturen“, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
 

(Keine) Farben in der Logik
Esther Ramharter
Institut für Philosophie, Universität Wien, Österreich
 

Farben als Gegenstand und Instrument der Naturgeschichte um 1800
Andre Karliczek
Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik, Friedrich-Schiller-Universität Jena
 

11.45 Uhr – 12.15 Uhr

Kaffeepause
 

Die Farbe als sprachliche Größe
Toni Bernhart
Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften, Universität der Künste Berlin
 

Moderation: Ingeborg Reichle, Interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Bildkulturen“, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

 

14.00 Uhr

Sektion III
ERKENNTNISWEISENDE EINZELFARBEN IN LITERATUR, KUNSTTHEORIE UND KUNST


Farbwirkung und Farbverzicht.

Zur Clair-obscur-Technik im 16. Jahrhundert
Magdalena Bushart
Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik, Technische Universität Berlin
 

Polaritäten: Weiß und Schwarz als Extreme der Farbe.
Farbtheorie und Malerei in Frankreich nach 1750
Ulrike Boskamp
Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin
 

Ad Reinhardts Schwarz.
Die Negation als die einzige Form der Autonomie
Werner Busch
Akademiemitglied, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin


16.15 Uhr – 16.45 Uhr

Kaffeepause

Die Ambivalenz des Gelben und die Kunst des Skandals
Sabine Doran
Department of Comparative Literature, University of California, Riverside
 

Fremde Federn.
Zur Bedeutung der Farbe Rot für die Handelsbeziehungen zwischen Europäern und Tahitianern in Georg Forsters „Reise um die Welt“
Anne Peiter
Département d’allemand, Université de la Réunion
 

Moderation: Ernst Osterkamp, Akademiemitglied, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für deutsche
Literatur
 

Schlusswort
Margrit Vogt
Humboldt-Universität zu Berlin

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung unter werner@bbaw.de ist erforderlich.

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