Den dritten Vortrag der Veranstaltungsreihe, mit der die Verdienste Karl Richard Lepsius gewürdigt werden, hält Dietrich Wildung, ehemaliger Direktor des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung in Berlin. Unter dem Titel „Freie Wahl und reiche Ernte – die Sammlung K. R. Lepsius“ stellt Wildung sich auch kontroversen Fragen zur Gewinnung der Ausstellungsobjekte durch die preußische Niltal-Expedition.
Die Erweiterung der Ägyptischen Abtheilung der Königlichen Museen war ein erklärtes Ziel der preußischen Niltal-Expedition. 1500 Objekte gelangten 1846 als Geschenk von Mohamed Ali an den preußischen König nach Berlin. Die Auswahl der Objekte spiegelt die wissenschaftlichen Interessen des Historikers Lepsius und den königlichen Auftrag, ein repräsentatives Museum zu schaffen.
Drei vollständig abgetragene Grabkammern der Pyramidenzeit, ganze Wandflächen aus thebanischen Gräbern und einer meroitischen Pyramide, die tonnenschwere Widderstatue aus dem Sudan und ein kolossaler Statuentorso des Tutanchamun standen auf der Transportliste.
Gegen die zeitgenössische Kritik an den Methoden der Gewinnung der Objekte vor Ort, die vom Ausland auch politisch instrumentalisiert wurde, hat sich Lepsius vehement zur Wehr gesetzt.
Es fehlt aber nicht an Hinweisen, dass die Expeditionsteilnehmer sich der Problematik der Demontage integraler archäologischer Komplexe bewusst waren. Heute werden die von Lepsius nach Berlin gebrachten Denkmäler in ihrer außergewöhnlichen Dimension und Bedeutung in der Präsentation im Neuen Museum erfahrbar gemacht.
Eine Vortragsreihe zur Würdigung Karl Richard Lepsius'
Der deutschen Ägyptologe Karl Richard Lepsius – 1810 in Naumburg geboren und aufgewachsen – studierte zunächst Philologie und vergleichende Sprachwissenschaft. Angeregt durch Carl Josias Bunsen und Alexander von Humboldt begann er, sich den Studien der ägyptischen Sprache zu widmen, einer Sprache, die erst seit 1822 durch die Entzifferung der Hieroglyphen von Jean-François Champollion in ihrer Bedeutung bekannt geworden war.
Lepsius beschäftigte sich nicht nur theoretisch als genialer Sprachforscher mit dem Schriftsystem, sondern bereiste und erkundete zudem als Leiter der von Friedrich Wilhelm IV. ausgesandten dreijährigen Expedition (1842–45) Ägypten und Nubien. Die von dieser Reise mitgebrachten Objekte sollten damals mit den bereits in Berlin vorhandenen Aegyptiaca einen Teil der Ausstellungsräume des im Bau befindlichen Neuen Museums füllen. Für die Inszenierung dieser Ausstellung entwarf Lepsius ein beeindruckendes, heute noch teilweise erhaltenes Bildprogramm für Wände und Decken.
Aus Anlass des 200. Geburtstags von Karl Richard Lepsius am 23. Dezember 2010 widmen das „Altägyptische Wörterbuch“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, das Ägyptische Museum und die Papyrussammlung und die Junge Akademie diesem bedeutenden Ägyptologen eine Vorlesungsreihe. Sie würdigen damit Lepsius als Universalgelehrten, Expeditionsleiter sowie Museumsgestalter und laden Interessierte zu einer Reise durch die facettenreiche Welt der Ägyptologie (Entzifferung, Geschichte, Religion, Archäologie, Museum) auf den Spuren ihres Pioniers ein.
Die nächste Veranstaltung mit einem Vortrag von Stephan Seidlmayer mit dem Titel „Pionier der Archäologie Ägyptens” findet am 22.02.2011 statt.
Die drei veranstaltenden Institutionen:
- Akademienvorhaben „Altägyptisches Wörterbuch“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- Ägyptisches Museum und Papyrussammlung. Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preussischer Kulturbesitz
- Die Junge Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Die Veranstaltungen finden statt mit freundlicher Unterstützung des „Vereins zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e.V.“ .