Mit der Vereinigung Polens und Litauens zu einem gemeinsamen Staatswesen entstand 1569 eine der bedeutendsten politischen Mächte und einer der größten Territorialstaaten Europas, dessen beide Teile schon seit dem 14. Jahrhundert durch eine Personalunion miteinander verbunden waren. Die Grenzen der in der Union von Lublin proklamierten Adelsrepublik, der Rzeczpospolita, reichten zeitweise von Danzig bis zur Krim und vom heutigen Estland bis in die heutige Slowakei. Der polnisch-litauische Zusammenschluss sollte beide Länder innen- und außenpolitisch stärken. Doch zahlreiche Kriege, innenpolitische Konflikte und wirtschaftliche Krisen führten in den folgenden zwei Jahrhunderten zu einer massiven inneren Schwächung und in der Folge zu einem Bedeutungsverlust des Doppelstaates auf der internationalen Bühne sowie zu einer fatalen Annäherung seiner Kontrahenten. Im Jahr 1772 annektierten Preußen, Russland und Österreich große Teile des polnischen Territoriums, Gebiete im Süden, Osten und Westen, auf die sie teilweise seit Langem begehrliche Blicke geworfen hatten. In Folge der Zweiten und schließlich der Dritten Teilung verschwand Polen als selbständiger Staat für 123 Jahre komplett von der europäischen Landkarte.
Der Verlust eigener Staatlichkeit und der Zwang zur Unterordnung unter fremde Herrschaft waren für die polnisch-litauischen Eliten ein Trauma, das die Nationen für das gesamte 19. Jahrhundert prägen sollte. Bis heute sind die Teilungen (wie der Unabhängigkeitskampf) ein fester Bestandteil der polnischen Erinnerungskultur und prägen das Verhältnis Polens zu seinen Nachbarn.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa , dem Deutschen Polen-Institut und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa im Rahmen der Berlin Science Week.
PROGRAMM
Grußworte
- Christoph Markschies, Akademiepräsident (Videobotschaft)
- Harald Roth, Direktor des Deutschen Kulturforums östliches Europa, Potsdam
"Die drei schwarzen Adler und die Erste Teilung Polens von 1772"
- Agnieszka Pufelska, Historikerin, Nordost-Institut an der Universität Hamburg, Lüneburg
"Die zerrissene Nation. Konsequenzen der Teilungen für Polen und Deutschland bis in die Gegenwart"
- Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts, Darmstadt
"1772–2022: Imperium oder Res publica?"
- Adam Krzemiński, Journalist und Publizist, Warschau
Anschließend Podiumsdiskussion
- Moderation: Felix Ackermann, Fernuniversität Hagen