Das vielfältige Echo, das mittelalterliche Jagden hinsichtlich ihrer akustischen Dimension in den Schriftquellen hinterlassen haben, ist von historischer Seite bislang kaum gewürdigt worden. Im Rahmen des Vortrags wird diese Forschungslücke durch eine zweigleisige Herangehensweise verkleinert: Erstens wird die Funktionsebene in den Blick genommen und damit die Frage beantwortet, warum auditive Reize für den Jagderfolg unverzichtbar waren. Damit einhergehend ist quellenkundlich vorzustellen, in welchen Textzeugnissen wir überhaupt Informationen über hörbare Begleiterscheinungen jägerischen Handelns erwarten dürfen. Vor diesem Hintergrund werden dann die verschiedenen Deutungsebenen der Jagdakustik untersucht, welche uns in Gestalt von Bewertungen der jagdlichen Geräuschentfaltung begegnen. In der Zusammenschau erweist die Analyse, dass die Jagdakustik in der halbwegs zeitgenössischen Wahrnehmung und Interpretation einen zentralen Stellenwert für die Beurteilung der Jagd insgesamt besaß, der sich nicht zuletzt in der kanonistischen Differenzierung zwischen der für den Klerus erlaubten leisen Jagd (venatio quieta) und der für ihn verbotenen lauten Jagd (venatio clamorosa) manifestierte.
Nachdem sie zuvor Professorin für Geschichte des Mittelalters an der Universität Potsdam war, hat Martina Giese seit April 2019 den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Grundwissenschaften an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg inne. Sie ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für die Monumenta Germaniae Historica und der Kommission des Mittelalterzentrums der BBAW.
Um Anmeldung bis zum 10.2. wird gebeten unter folgendem Link
Begrüßung
Bernhard Jussen
Akademiemitglied
Goethe-Universität Frankfurt/Main
Die akustische Dimension der mittelalterlichen Jagd im Spiegel der Schriftquellen
Martina Giese
Julius-Maximilians-Universität Würzburg