Die Lehre des Amenemope ist so eng mit Sprüche 22,17-23,11 verwandt, dass Erman von einer „ägyptischen Quelle der Sprüche Salomos“ sprach.
Ausgehend von Ermans Akademievortrag vom 1. Mai 1924 werden erste Ergebnisse eines Forschungsprojektes vorgestellt, das bei demotischen Papyri aus dem perserzeitlichen und hellenistischen Ägypten (6.-2. Jh.v. Chr.) ansetzt. Mit der Wiederentdeckung dieser Papyri in den letzten dreißig Jahren wurde innerhalb der Ägyptologie ein Forschungsfeld erschlossen, das für die Frage nach dem Verhältnis zwischen ägyptischer Literatur und dem Alten Testament neue Perspektiven eröffnet.
Während die alttestamentliche Forschung noch vor einigen Jahrzehnten davon ausging, dass große Teile der Bücher des Alten Testaments zur Zeit der Könige Israels und Judas entstanden sind, haben jüngere Forschungen gezeigt, dass die formative Periode der alttestamentlichen Literatur in der persischen und hellenistischen Zeit liegt. Damit rückt die demotische Literatur des spätzeitlichen Ägypten in den Blickwinkel, denn wie die Literatur des Alten Testaments ist diese in einer Zeit entstanden, die durch Fremdherrschaft, den Einfluss des Hellenismus und eine Konkurrenz zwischen unterschiedlichen Tempeln und ihren Priesterschaften bestimmt war.
Ein Vortrag von Bernd U. Schipper (Humboldt-Universität zu Berlin).
Eine Veranstaltung des Akademienvorhabens „Strukturen und Transformationen des Wortschatzes der ägyptischen Sprache“ im Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW).