Beim zweiten Deutsch-ungarischen Workshop steht das wissenschaftliche Lebenswerk des 80jährigen Jubilars György Hazai im Mittelpunkt. Seinen in den 50er Jahren begonnenen Tätigkeitsfeldern ist er bis heute treu geblieben, und gerade in den letzten Jahren ist es ihm gelungen, wichtige Werke der altanatolischtürkischen Literatur zu edieren.
Die Vielfalt seiner wissenschaftlichen Forschung läßt sich leicht verdeutlichen, wenn man seine Arbeiten zu Themenkreisen zusammenfaßt: I. Turkologie und osmanische Geschichte, II. Osmanische und türkeitürkische Sprachgeschichte, III. Transkriptionstexte, IV. Dialekte, V. Historische Urkunden, VI. Alttürkische Studien. Hinzu kommen Aufsätze und Besprechungen zu weit über das turkologische Feld hinausgehenden Themen und Bereichen, Essays über türkische literarische Werke oder über die Geschichte nach dem Zusammenfall der Sowjetunion. Immer wieder taucht sein Interesse an der Bibliographie und an der Dokumentation der Forschung auf. Mit seinem Wirken an mehreren Universitäten und in zahlreichen internationalen Organisationen hat er wichtige Beiträge zur Förderung der Turkologie im besonderen und der Orientalistik im allgemeinen geleistet.
Auf die von B. Kellner-Heinkele vorgetragene Laudatio folgen Vorträge ungarischer, griechischer und deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die als Schüler und Freunde mit dem Jubilar eng verbunden sind. Sie knüpfen mit ihren Beiträgen direkt an einige der Forschungsschwerpunkte an: zur osmanischen Geschichte H. G. Majer und E. Zachariadou, zur westoghusischen Sprachgeschichte H. Stein, zu den Transkriptionstexten P. Zieme, zu den alttürkischen Studien S.-Ch. Raschmann. Wenn S. Kleinmichel einen wenig bekannten Dichter vorstellt, wenn P. Fodor über die osmanische Identität spricht, und wenn M. Maróth über Einflüsse griechischer Rhetorik in der arabischen Prosaliteratur diskutiert, dann ließen sich zweifellos auch diese Themen zum Schaffen György Hazais in Beziehung setzen, und wenn nicht, dann unterstreicht der zweite Deutsch-ungarische Workshop einmal mehr die Vielfältigkeit dieses faszinierenden Faches.
14.00 Uhr
Eröffnung und Grußworte
Christoph Markschies
Vizepräsident der BBAW
Botschaftsrat Dr. Imre L. Molnár
Botschaft der Republik Ungarn
Botschaftsrat János Can Togay
Collegium Hungaricum Berlin
Florian Reiter
Deutsche Morgenländische Gesellschaft
Desmond Durkin-Meisterernst
BBAW, Akademienvorhaben Turfanforschung
Laudatio
Barbara Kellner-Heinkele
FU Berlin, Turkologie
15.00 Uhr
Die Rolle der griechischen Rhetorik in der Entwicklung der arabischen
Prosaliteratur
Miklos Maróth
Budapest
15.20 Uhr
The Ottoman Archive of Candia and the Rebirth of a Harbour-City
Elizabeth A. Zachariadou
Athen
15.40 Uhr
Zum Garshuni-Türkischen
Peter Zieme
Berlin
16.00 Uhr
Byzantine Elements in the Ottoman Identity
Pál Fodor
Budapest
Pause
16.30 Uhr
Türkische Texte aus dem safawidischen Iran - Bemerkungen zur
westoghusischen Sprachgeschichte
Heidi Stein
Leipzig
16.50 Uhr
Die Brüder Guardi, ihre ‚Quadri turcheschi‘ und ihre Kenntnis der Osmanen
Hans Georg Majer
München
17.10 Uhr
Ḫiżr bei ʿAlīšīr Nawāʾī
Sigrid Kleinmichel
Berlin
17.30 Uhr
Der Nachlaß R. R. Arat in Istanbul
Simone-Christiane Raschmann
Berlin
Pause
18.00 Uhr
Buchpräsentation
Klaus Schwarz Verlag • Berlin
Claus Schönig, Gerd Winkelhane
Buchausstellung
Präsentiert werden Werke von György Hazai
Als György Hazai, der seine Kindheit und Jugendjahre in Budapest erlebt und seine orientalistischen Studien bei Gyula Németh begonnen hatte, 1956 seine erste Lehrtätigkeit in Bulgarien übernahm, da war er 24 Jahre alt. Der Mut, neue Aufgaben zu übernehmen, hat ihn bis heute nicht verlassen. Bereits 1963 begeisterte er sich für eine größere Aufgabe, als er auf Anraten des Finnougristen Wolfgang Steinitz nach Berlin berufen wurde, um an der Humboldt-Universität eine neue Generation von Turkologen auszubilden, von denen später einige auch in die Turfan-Forschung einstiegen. Sei es dieser Aufbau der Turfan-Forschung in Berlin während der Zeit seiner Lehrtätigkeit an der Humboldt-Universität (1963-1982), sei es der Auf- und Ausbau des Department of Turkish Studies an der University of Cyprus (1992-1999) oder sei es sein rastloses Engagement als Gründungsrektor der Andrássy-Universität in Budapest (2000-2003), immer ging es ihm um die Zukunft der geisteswissenschaftlichen Fächer auf höchstem Niveau. Der Fortbestand des International Congress of Asian and North African Studies (ICANAS) im 21. Jahrhundert ist ohne Zweifel auch György Hazai zu verdanken.
Stets geht es ihm um das Brückenschlagen zwischen wissenschaftlichen Traditionen, Menschen und Ländern, wie sich auch bei dem Meeting der Permanent International Altaistic Conference (PIAC) 1969 in Berlin zeigte, als unter seiner Präsidentschaft ein eindrucksvolles Zusammentreff en von Orientalisten aus Ost und West gelang, dessen Bedeutung man unter den seinerzeitigen historischen Umständen nicht überschätzen kann.