Der Text wurde von den Zeitgenossen als Fanal begriffen: Die Grenze von Anstand und Reflexion, die den gemeinen Judenhass vom aufgeklärten Denken der Gebildeten getrennt hatte, war gefallen! Jüdische Intellektuelle reagierten mit offenen Briefen, Personen des öffentlichen Lebens stellten sich in einer Erklärung hinter ihre „jüdischen Mitbürger“ und das „Vermächtnis Lessings“ und verurteilten den „alten Wahn“ des Judenhasses als „nationale Schmach“. Schließlich griff Theodor Mommsen in die Debatte ein. Für den Moment schien es, als behaupteten aufgeklärte und liberale Positionen das Feld des Meinungsstreits.
1965 dokumentierte Walter Boehlich die Debatte unter dem Titel „Der Berliner Antisemitismusstreit“ und zog die Linien ihrer Wirkungsgeschichte von Treitschke bis zum „Dritten Reich“ und zur frühen Bundesrepublik aus. 2023 hat Nicolas Berg eine kommentierte Neuausgabe der Textsammlung vorgelegt. Die Akademie nimmt diese zum Anlass, den „Berliner Antisemitismusstreit“ und seine Protagonisten aus ihren Reihen zu vergegenwärtigen und über die Bedeutung der Debatte damals und heute nachzudenken.
Eine Veranstaltung des Zentrums “Preußen – Berlin“, des Mittelalter-Zentrums und des Zentrums Grundlagenforschung Alte Welt der BBAW in Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag / Jüdischer Verlag.