![Ein mystischer Waldweg an einem nebligen Tag, umgeben von hohen, kahlen Bäumen mit vereinzelten leuchtend orangefarbenen Blättern. Am Wegesrand ist der Boden mit Moos und herabgefallenen Blättern bedeckt. Im Zentrum des Bildes steht eine in braun-grüne, mittelalterlich anmutende Kleidung gehüllte Person mit Kapuze, die in der Hand eine Steinschleuder hält.](/files-bbaw/_processed_/a/9/csm_stable_diffusion_fd4651a0c2.jpg)
Das hat es mit seinem Gegenstück gemeinsam, der Moderne, wie Otto Gerhard Oexle vor langem gezeigt hat. Diese Moderne ist nun ebenfalls vorbei, wenn ich den Analysen von zwei Historikerkollegen glauben darf. Ihnen zufolge hat sie entweder 1979 aufgehört, so Frank Bösch, 2019, oder noch einmal zwei Jahre früher, 1977 (Philipp Sarasin, 2021). Also Verlust - oder Wiederbelebung? Utopien von der Wiedergewinnung authentischeren alternativen Lebens haben sich in denselben 1970er und 80er teilweise enthusiastisch auf mittelalterliche Vorbilder bezogen, als Vorläufer, "Traditionen" und "Wurzeln" jener neuen sozialen Bewegungen, die damals die BRD neu prägten. (Jürgen Habermas beklagte die Situation als "neue Unübersichtlichkeit".) Bezüge auf ein rebellisches wildes Mittelalter waren in den Milieus der Protestbewegung weit verbreitet, zusammen mit neuen Darstellungsformen von Gefühl, politischen Affekten, Evokationen von "Authentizität" und "Reinheit". Dem möchte der Vortrag von Valentin Groebner (Universität Luzern) genauer nachgehen. Wie das Reden über "die" Moderne sind Berufungen auf "das" Mittelalter rhetorische Bastelbögen mit umfangreichen Vorgeschichten. Wie funktionieren solche Erzählungen von starken Gefühlen aus der und für die Vergangenheit, und woher kommen sie?
Eine Veranstaltung des Mittelalterzentrums der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.