Das Verhältnis zu China wird zunehmend von geostrategischen Überlegungen bestimmt. Der von der EU und der Bundesregierung ausgerufene Dreiklang von China als ‚Partner, Wettbewerber und Rivale‘ umschreibt abstrakt den Rahmen eines vielschichtigen Verhältnisses. Dabei sind die Beziehungen im Alltag von einer auffallenden Asymmetrie geprägt: Während westliche Traditionen und Handlungsweisen in China einen erstaunlich hohen Bekanntheitsgrad haben und europäische oder nordamerikanische Denkweisen zu einem gewissen Teil auch ideengeschichtlich eingeordnet werden können, mangelt es im Westen an einer vergleichbaren Expertise. Diese Unkenntnis erschwert den angestrebten Dialog. Sie lädt aber auch zu einem Blickwechsel und dazu ein, das Verhältnis zu dem „Systemkonkurrenten“ einmal aus anderer Sicht zu sehen.
Allen Menschenrechtsverletzungen zum Trotz konkurrierten westliche Unternehmen bis in die 2000er Jahre um die besten Absatzmärkte und drängten ihre Regierungen zu einem pragmatischen Umgang mit China. Heute ringen die Strategieabteilungen europäischer und amerikanischer Ministerien um den richtigen Umgang mit der Volksrepublik. Im Zentrum der Podiumsdiskussion soll daher die Frage stehen, wie der Dialog mit China in einer Zeit globaler politischer Differenzen sinnvoll geführt werden kann. Welche Rolle kommt der Wissenschaft zu ? Welche gemeinsame Gesprächsformate sollte sie nutzen, ohne eigene rechtsstaatliche Prinzipien und Überzeugungen in Frage zu stellen ? Welche Kooperationen sollte man meiden, und welche Partner kommen für den Dialog in Frage ?
Nach einem Grußwort von Christoph Markschies (Akademiepräsident) sowie einem Impulsvortrag des Münchener Sinologen Hans van Ess (Ludwig-Maximilians-Universität, München), der über jahrzehntelange Erfahrung in den deutsch-chinesischen Wissenschaftsbeziehungen verfügt, diskutieren Sabine Dabringhaus (Universität Freiburg), Dagmar Schäfer (Akademiemitglied, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin) und Zhiyi Yang (Goethe-Universität Frankfurt a. M.), moderiert von Shi Ming (Publizist, Trier).
Ausgangspunkt der Veranstaltung ist die Buchreihe „China – Normen, Ideen, Praktiken. Übersetzungen für den Dialog“ im Campus-Verlag, getragen von einem Förderkonsortium von C.H.Beck Kulturstiftung, Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und -theorie, Max Weber Stiftung und der Werner Reimers Stiftung.