Objekte aus Eisenguß zählen zu den herausragenden Produkten desKunsthandwerks im 19. Jahrhundert. Die Erzeugnisse der im Jahre 1804 auf dem Gelände vor dem Neuen und dem Oranienburger Tor gegründeten "Königlichen Eisengießerei Berlin" sind dabei als "Fer de Berlin" weltweit bekannt geworden. Gleichzeitig gab die Gießerei entscheidende Impulse für den Beginn der Industrialisierung der preußischen Hauptstadt, insbesondere für die Entstehung metallverarbeitender Betriebe im umliegenden "Feuerland" - z.B. von Borsig und AEG.
Die sicherlich bedeutendste Sammlung von Produkten der Berliner Eisengießerei ist unter den Beständen der Stiftung Stadtmuseum Berlin zu finden. Diese eröffnete im November 2004 anläßlich des 200jährigen Gründungsjubiläums der "Königlichen Eisengießerei Berlin" unter dem Titel "Berliner Eisen - Geschichte eines königlichen Unternehmens 1804-1874" eine Ausstellung im Märkischen Museum. Parallel zur genannten Ausstellung, soll eine Tagung stattfinden, die vom Akademienvorhaben "Berliner Klassik" unter Beteiligung des Projekts CENSUS veranstaltet wird.
Eisen als Kunstmaterial ist für die Zeit um 1800 ebenso neu wie charakteristisch, gedanklich ist es mit den Erzeugnissen der Berliner Gießerei aufs engste verknüpft. Den Motor für die Verbreitung in Preußen bildete - insbesondere im Kontext mit den "Befreiungskriegen" seine Bedeutung als "vaterländisches" Material ("Gold gab ich für Eisen"). Vor diesem Hintergrund schnell als "fashionable" akzeptiert, ebbte diese Mode gegen Mitte des Jahrhunderts ebenso schnell wieder ab. 1874 wurde die königliche Gießerei endgültig geschlossen.
Die hohe technische und künstlerische Qualität, welche bis heute die Popularität der Berliner Gußwaren begründet, ist in der Forschung thematisch verschiedentlich erschlossen worden. Das Ziel sowohl der Ausstellung als auch des Kolloquiums ist darüber hinaus die kultur-, wirtschafts- und technikgeschichtliche Kontextualisierung des Phänomens des "Fer de Berlin".
Organisation:
Charlotte Schreiter, Claudia Sedlarz, Anna v. Bodungen
Gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung
Abstracts der Vorträge und Informationen unter: http://www.berliner-klassik.de
Programm mit Zeitplan
Freitag, 4.2.2005
9.00 Uhr
Conrad Wiedemann, Berlin:
Einführung
9.30 Uhr
Elisabeth Bartel, Berlin:
Die Königliche Eisengießerei. Ein Kapitel Berliner Kulturgeschichte
10.15 Uhr
Willmuth Arenhövel, Berlin:
Berlin und Eisen (Arbeitstitel)
11.00 Uhr Pause
11.30 Uhr
Albrecht Pyritz, Berlin:
Tradition und Innovation - Die Entwicklung der Eisenkunstgußtechnik in Preussen
12.15 Uhr
Matthias Hahn, Berlin: Parallelen und Kontraste. Der Ornamentwandel im Berliner Kunstgewerbe 1800
bis 1850
13.00 Uhr
Mittagspause
14.00 Uhr
Torsten Meyer, Cottbus:
Die preußische "Eisenlandschaft" um 1800 - Entstehungsbedingungen, Produktpalette und Technologie-/Wissenstransfer
14.45 Uhr
Charlotte Schreiter, Berlin: Lauchhammer und Berlin
15.30 Uhr Pause
16.00 Uhr
Barbara Friedhofen, Schloss Sayn: "Fer de Berlin" aus Sayn. Der Eisen(kunst)guss der Sayner Hütte
16.45 Uhr
Ulrike Laufer, Duisburg: "... unser echt deutsches Urprodukt Eisen darf nicht unterliegen" - Franz Haniel 1839
Samstag, 5.2.2005
9.00 Uhr
Marcus Becker, Berlin: "Weißes Eisen": zur Farbfassung der Lauchhammer Eisenkunstgüsse. Materialikonologie am Ende des 18. Jahrhunderts
9.45Uhr
Claudia Kabitschke, Berlin:
Eiserne Bildnisbüsten aus Berlin und Lauchhammer ^
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr
Jan Mende, Berlin:
Eisen und Terrakotta. Künstlerische und technische Parallelen
11.45 Uhr
Godehard Janzing, Berlin:
"Das zarteste, reinste, keuscheste Material schließt das kräftigste, männlichste, stärkste ein". Zu Entwurf und Ikonologie des Eisernen Kreuzes
12.30 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr
Elisabeth Schmuttermeier, Wien: Schmuck aus Eisen
14.15 Uhr
Achim Stiegel, Berlin: Möbel aus Eisenguß
15.00 Uhr Pause
15.30 Uhr
Andreas Teltow, Berlin:
Das "eiserne" Berlin. Notizen zum Bauen mit Gusseisen
16.15 Uhr
Stephan Hadraschek, Berlin:
Grabgitter und Schmiedekunst auf Friedhöfen Berlins
Sonntag, 6.2.2005
Führung in der Ausstellung:
http://www.stadtmuseum.de/index3.phpümuseum=mm&id=170