In den kaiserzeitlichen Städten des Imperium Romanum galten Thermen und Badegebäude als Zentren der öffentlichen Kommunikation und hatten dadurch eine wichtige soziale Funktion inne. Ihre repräsentative Ausstattung mit Ehren- und Idealstatuen reflektiert in vielfältiger Weise zentrale Diskurse, wie die jeweilige städtische Identität, die Verständigung über körperliche Ertüchtigung, aber auch die Markierung von unterschiedlichen Qualitäten der einzelnen Räumlichkeiten.
In der Spätantike änderte sich dies: Es lässt sich beobachten, dass Thermenanlagen zwar sehr häufig bis in das Frühmittelalter beziehungsweise bis in die frühbyzantinische Zeit in Gebrauch waren, jedoch wurden die Räumlichkeiten schon seit dem 3. Jahrhundert nach Christus zunehmend fraktioniert. An die Stelle großformatiger Badeanlagen rückten kleinere, die einen eher privaten Charakter hatten. Dieser Prozess blieb nicht ohne Auswirkung auf die Ausstattung der Anlagen. Der veränderte Umgang mit Statuen, die ein integraler Bestandteil der Thermen waren, spiegelt die neuen Badegewohnheiten und lässt auf christlichen Einfluss, eine allmähliche Neubewertung der Semantik des Wassers, der Hygiene und der Nacktheit schließen, deren Spuren zumindest im östlichen Mittelmeerraum in der islamischen Periode wieder verstärkt im Rahmen eines revitalisierten Badebetriebs sichtbar wurden.
Um Anmeldung bis zum 22. November wird gebeten unter: www2.bbaw.de/anmeldung-lietzmann-2016
Einführung
Christoph Markschies
Vizepräsident der Akademie
Humboldt-Universität zu Berlin
Antike Badeanlagen und ihre Transformation zwischen Spätantike und Frühmittelalter
Ortwin Dally
Deutsches Archäologisches Institut, Rom