Alexander von Humboldt (1769–1859) hatte bereits als Dreizehnjähriger erste kartographische Skizzen angefertigt. Als Teil des umfassenden Reisewerks seiner großen Reise (1799–1804) durch die amerikanischen Kolonien der spanischen Krone erschienen auch zwei Kartenwerke: Atlas Géographique et Physique du Royaume de la Nouvelle-Espagne [...], Paris (Schoell) 1811 und Atlas Géographique et Physique des Régiones Equinoxiales du Nouveau Continent [...], Paris (Gide) 1814–1834. Diese enthielten für weite Teile des Kontinents erstmalig wissenschaftliche Karten, wie etwa zur Gabelung des Orinoco, einem in den Rio Negro und damit den Amazonas mündenden Abzweig, sowie die kritische geodätische und topographische Berichtigung der Kartendarstellung von Neu-Spanien (Mexico).
Ebenso bedeutend wie seine eigenen Kartenwerke war die Zusammenarbeit mit dem Kartographen Heinrich Berghaus (1797-1884). Dieser hatte als Ergänzung zum Kosmos in seinem Physikalischen Atlas (2 Bände, Gotha 2 1849–52) – selbst die wichtigste Neuerung im Atlaswesen seit Abraham Ortelius‘ Theatrum Orbis Terrarum (1570) – unter anderem die pfl anzengeographischen und meteorologischen Konzeptionen Humboldts kongenial im Kartenbild visualisiert.
Imre Josef Demhardt ist Historiker und Geograph. 2008 wurde er auf den Stiftungslehrstuhl für Kartengeschichte an der University of Texas at Arlington berufen. Zuletzt erschien von ihm eine Sammlung von siebzehn biographisch-kartographischen Essays bedeutender Forschungsreisender: Aufbruch ins Unbekannte. Von Humboldt bis Hedin, Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 2011.