Wilhelm von Humboldts Werk liegt zwar in den Gesammelten Schriften vor, die die Preußische Akademie der Wissenschaften von 1903 bis 1936 herausgegeben hat. Aber der Hauptherausgeber dieser Schriften schloß die im engeren Sinne sprachwissenschaftlichen Arbeiten Humboldts aus. Lediglich die schon zu Humboldts Zeiten gedruckten sprachwissenschaftlichen Arbeiten wurden in die Akademie-Ausgabe aufgenommen. Dem gedruckten Werk steht aber ein umfangreicher handschriftlicher Nachlaß gegenüber, bei dem die konkreten sprachwissenschaftlichen Untersuchungen Humboldts einen deutlichen Schwerpunkt bilden.
Humboldt war ja nicht nur ein am Allgemeinen der Sprache interessierter Philosoph, sondern vor allem ein von der Vielfalt der menschlichen Sprache faszinierter empirischer Forscher. Er hat eine ungeheure Vielfalt von Sprachen der ganzen Welt studiert, Aufzeichnungen über dieses Sprachstudium gemacht und auch selbst Sprachbeschreibungen (Grammatiken und Wörterbücher) in Angriff genommen. Humboldts Sprachdenken, das bisher ganz einseitig philosophisch wahrgenommen wurde, ist ohne diese konkrete linguistische Beschreibungsarbeit nicht zu verstehen.
Auf der Grundlage der Beschreibung des handschriftlichen sprachwissenschaftlichen Nachlasses durch Kurt Mueller-Vollmer wurde die Edition der Schriften zur Sprachwissenschaft in Angriff genommen, die in sieben Abteilungen die Gesamtheit der Humboldtschen Sprachstudien dokumentieren soll:
1. Abteilung: Die Formierung von Humboldts Sprachwissenschaft
hrsg. von Tilman Borsche und Jürgen Trabant (gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft)
2. Abteilung: Die baskischen Schriften
hrsg. von Bernhard Hurch (gefördert durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich)
3. Abteilung: Amerikanische Sprachen
hrsg. von Manfred Ringmacher und Ute Tintemann (gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft)
4. Abteilung: Allgemeines und vergleichendes Sprachstudium
hrsg. von Christian Stetter und Kurt Mueller-Vollmer (gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft)
5. Abteilung: Indoeuropäsiche und asiatische Sprachen / Schrift
hrsg. von Gordon Whittaker (gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft)
6. Abteilung: Austronesische Sprachen
hrsg. von Volker Heeschen (gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft)
7. Abteilung: Sprachwissenschaftliche Korrespondenz
hrsg. von Kurt Mueller-Vollmer