Projektdarstellung
Deckblatt des ersten Notizheftes von Gödels „Maximen / Philosophie“; mit freundlicher Genehmigung des Shelby White and Leon Levy Archives Center, Institute for Advanced Study, Princeton, NJ, USA, an der Princeton University

Vollständige Edition von Kurt Gödels „Philosophischen Bemerkungen“

 

Der Mathematiker Kurt Gödel hat über einen Zeitraum von 22 Jahren (1934-1955) seine philosophische Bemerkungen, die so genannten „Maximen / Philosophie“ (Max Phil), in der Stenographie Schrift Gabelsberger niedergeschrieben. Sie sind uns in 15 Notizbüchern überliefert, welche persönliche Leitfäden zur Lebensführung enthalten, philosophische Lektürelisten, Zitate anderer Autoren, eigene Gedanken und Überlegungen sowie eigene systematische philosophische Reflexionen. Gödels Bemerkungen machen deutlich, dass er eine Wissenschaftsphilosophie entworfen hat, in der er seine Erörterungen zu Physik, Kosmologie, Psychologie, Biologie, Mathematik, Theologie und Geschichte in den Kontext einer Metaphysik stellt. Die Wissenschaftskultur, in der Gödel sich ansiedelt, ist eine, die auf eine gegenseitige Befruchtung von Philosophie und Wissenschaften hin angelegt ist.

 

Das Projekt

 

Ziele: Die Hauptaufgabe des Forschungsvorhabens besteht in der erstmaligen vollständigen, historisch-kritischen Edition von Gödels „Maximen / Philosophie“, deren große philosophische und wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung in Fachkreisen allgemein anerkannt ist. Mit der Edition der erhaltenen 15 Notizbücher wird ein ungehobener Schatz des metaphysischen sowie wissenschaftsphilosophischen Denkens zugänglich gemacht, der philosophische und transdisziplinäre Reflexionen an den Schnittstellen zwischen Philosophie, Logik und Naturwissenschaften enthält.

  

Die Edition soll durch die Transkription einiger weiterer mit der Edition zusammenhängender Manuskripte Gödels abgerundet werden. Dazu gehören etwa Auszüge aus Gödels Heften zur Logik und Grundlagenfragen, seiner Hefte zur Physik, aber auch seiner Aufzeichnungen zu Heinrich Gomperz’ Vorlesung „Geschichte der Philosophie“.


Die zentrale wissenschaftliche Bedeutung der Edition von Gödels „Maximen / Philosophie“ besteht sowohl in der Rekonstruktion von Gödels Philosophie, die bisher nur in sehr groben Umrissen zugänglich ist, als auch in der Einbettung seiner bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen in diesen philosophischen Horizont. Die Edition wird zudem ein sehr viel genaueres Bild von Gödels Philosophiestudien, seiner philosophischen Bildung sowie seinen Kontakten zu Mitgliedern des Wiener Kreises erlauben, als es bisher bekannt ist.

Projektdarstellung
Oskar Morgenstern und Kurt Gödel, circa 1950, Foto: Dorothy Morgenstern Thomas; mit freundlicher Genehmigung des Shelby White and Leon Levy Archives Center, Institute for Advanced Study, Princeton, NJ, USA

Korpus und Zeitplan: Bei den „Maximen / Philosophie“ von Kurt Gödel handelt es sich um 15 erhaltene Arbeitshefte, in denen Gödel seine systematischen philosophischen Reflexionen über einen Zeitraum von 22 Jahren (1934-1955) niedergelegt hat. Die Zählung der „Max Phil“ beginnt bei 0 und endet bei XV. Gödel selbst gibt den Heften die Überschrift „Maximen / Philosophie“, bezeichnet die unterschiedlichen Abschnitte in den Heften aber als „Bemerkungen“. Ursprünglich waren es 16 Hefte, von denen Heft 13 verloren gegangen ist. Die 15 Hefte mit Gödels „Philosophische Bemerkungen“ („Max Phil“) umfassen zusammen ca. 1.500 Manuskriptseiten. Editionsbegleitend werden auch Auszüge aus Gödels Aufzeichnungen zu Gomperz’ Vorlesung „Geschichte der Philosophie“, seinen Heften „Logik und Grundlagen“, den Aufzeichnungen zu Husserl, dem deutschen Idealismus sowie zu Leibniz und zur Phänomenologie herangezogen. Berücksichtigt werden außerdem seine Notizen zur Physik und zur persönlichen und universitären Bildung.

 

Für die historisch-kritische Edition der „Maximen / Philosophie“ – auch „Philosophische Bemerkungen“ genannt – werden 15 Bände veranschlagt. Alle Bände der historisch-kritischen Edition sollen im Druck und digital innerhalb von 10 Jahren erscheinen.
 

Kontakt
Prof. Dr. Eva-Maria Engelen
Projektleiterin
Kurt-Gödel-Forschungsstelle
Tel.: +49 (0)30 20370 544
eva-maria.engelen@bbaw.d
Jägerstraße 22/23
10117 Berlin
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