Ausdrücke wie beispielsweise Aufmerksamkeit zollen, freie Marktwirtschaft, gut und gerne, blinder Passagier, etwas auf dem Kerbholz haben oder sich eins ins Fäustchen lachen prägen den Wortschatz einer Sprache in hohem Maße und sind so allgegenwärtig, dass sie sowohl für Muttersprachler als auch für Nicht-Muttersprachler unverzichtbar für Sprachverstehen und Sprachverwendung sind. Es handelt sich bei diesen festen Wortverbindungen um in vielerlei Hinsicht verschiedenartige sprachliche Phänomene, die traditionell zum Gegenstand der Phraseologieforschung gehören und aufgrund ihrer besonderen semantischen, syntaktischen und distributiven Eigenschaften hohe Anforderungen an linguistische Beschreibung und lexikografische Kodifizierung stellen.
Das durch den Wolfgang-Paul-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung geförderte Projekt „Kollokationen im Wörterbuch“ unter Leitung der Preisträgerin Christiane Fellbaum konzentrierte sich auf einen ausgewählten Bereich im weiten Spektrum der festen Wendungen, auf Verb-Nomen-Verbindungen idiomatischen Charakters, wie es z.B. eins hinter die Löffel bekommen oder etwas auf die hohe Kante legen sind. Die komplexe semantische und syntaktische Analyse einer möglichst großen Anzahl deutscher Verb-Nomen-Idiome sowie ihre lexikografische Erfassung waren das Ziel des Projekts.
Die Untersuchung wurde grundlegend gestützt durch moderne computerlexikografische Arbeitsmethoden. Die empirische Basis der Analysen bildete das DWDS, ein repräsentatives und linguistisch aufbereitetes elektronisches Korpus aus Texten des gesamten 20. Jahrhunderts, das an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften unter Leitung von Wolfgang Klein und in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Akademie der Sozialwissenschaften und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erstellt wurde und das mit der digitalisierten Version des Wörterbuchs der deutschen Gegenwartssprache von Ruth Klappenbach und Wolfgang Steinitz (Berlin 1961–1977) verknüpft ist.
Darüber hinaus waren Vergleiche mit anderen Sprachen vorgesehen, z.B. mit dem Englischen (British National Corpus – BNC), dem Spanischen (Corpus de Referencia del Español Actual – CREA) und dem Neugriechischen (Hellenic National Corpus – HNC).
Bei dem Vorhaben handelte es sich um Grundlagenforschung, von der ohne Zweifel Phraseologie, Lexikografie, Computerlinguistik, Theorie und Praxis des Übersetzens oder auch der Fremdsprachenunterricht – um nur einige Bereiche zu nennen – profitieren werden.