Auf dem Bild liegt ein kleiner, antiker Tonanhänger mit Keilschrift und eingravierten Figuren auf einem Pinsel, umgeben von Schreib- und Restaurierungswerkzeugen. Der Hintergrund zeigt einen leuchtenden Bildschirm mit Programmiercode in grünen, blauen und gelben Farben. © KIŠIB-Vorhaben (Foto: A. Otto/A. Dietz)
Siegelabrollung auf einem in Ur, Irak, ausgegrabenen Tonanhänger, ca. 1850 v.u.Z

Das KIŠIB-Vorhaben erschließt Siegel und Siegelabrollungen aus dem alten Mesopotamien digital

Siegel und Siegelabdrücke (sumerisch: kišib) sind die umfangreichste und über Jahrtausende hinweg kontinuierlich belegte Gruppe von Bildern, die aus dem alten Westasien überliefert ist. Das Versiegeln von Behältern und Türen sowie das Siegeln von Urkunden, Wirtschaftsdokumenten und Briefen spielte im Leben der Menschen in Mesopotamien und angrenzenden Regionen — heute vor allem Irak, Syrien, Iran und die Türkei — vom 4.-1. Jt. v.u.Z. eine zentrale Rolle. In die Zylinder- und Stempelsiegel gravierte man detailreiche figürliche Darstellungen, Symbole und Inschriften. Sie erlauben uns tiefe Einblicke in soziale, politische, wirtschaftliche, religiöse und künstlerische Zusammenhänge, insbesondere in materielle Praktiken und visuelle Strategien zur Erzeugung von Vertrauen auf persönlicher und institutioneller Ebene.

Dieser Bild- und Wissensschatz ist heute über zahlreiche Museen und Sammlungen weltweit verstreut und nur eingeschränkt digital auffindbar oder nach kohärenten Parametern durchsuchbar. Das interakademische KIŠIB-Vorhaben mit Arbeitsstellen an BBAW und BAdW wird dies ändern. Es bereitet ein repräsentatives Korpus von ca. 80.000 Siegel- und Siegelabrollungen nach FAIR- und LOUD-Daten-Standards zur Weiternutzung für die Wissenschaft und eine breite, internationale Öffentlichkeit auf, sammelt Artefakt-Informationen aus verschiedenen Quellen, segmentiert und annotiert Bild- und Text-Inhalte, auch unter Einsatz maschinellen Lernens.

Ein wesentlicher Bestandteil des Vorhabens ist der internationale und interdisziplinäre Wissensaustausch mit kuratierenden Institutionen, digitalen Kulturerbe-Projekten und Forschenden, insbesondere mit Kolleginnen und Kollegen in Westasien.

 

Das Akademienvorhaben „KIŠIB — Digital Corpus of Ancient West Asian Seals and Sealings“ gehört dem Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt  der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an. Das Vorhaben ist Teil des von Bund und Ländern geförderten Akademienprogramms , das der Erhaltung, Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes dient. Koordiniert wird das Programm von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften .

Kontakt
Dr. Anne Kern
Leiterin Referat Akademienvorhaben
Referat Akademienvorhaben
Tel.: +49 (0)30 20370 382
anne.kern@bbaw.de 
Jägerstraße 22/23
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