Das Akademienvorhaben „Jahresberichte für deutsche Geschichte” verzeichnet und erschließt deutsch- und fremdsprachige Publikationen zur deutschen Geschichte von der römisch-germanischen Zeit bis zur Gegenwart.

 

Die „Jahresberichte für deutsche Geschichte” sind Partner der Initiative European Historical Bibliographies  und betreuen deren gemeinsame Plattform.

 

Profil und Geschichte des Vorhabens
Die „Jahresberichte für deutsche Geschichte” gelten als die Standardbibliografie zur deutschen Geschichte und stellen den umfassendsten epochen- und themenübergreifenden Literaturnachweis zum Gegenstand dar. Als modernes Instrument der geschichtswissenschaftlichen Fachinformation beteiligen sich die „Jahresberichte für deutsche Geschichte” an kooperativen Projekten im In- und Ausland, insbesondere an den Portalen Clio-online , Chronicon  und European Historical Bibliographies .

Die territoriale Definition des Profils variiert mit den Zeitabschnitten. Inhaltlich liegt den „Jahresberichten für deutsche Geschichte” ein weiter Gesellschafts- und Kulturbegriff zugrunde.

Das Vorhaben steht in der Tradition der zwischen 1880 und 1916 von der Historischen Gesellschaft zu Berlin herausgegebenen, universalgeschichtlich angelegten „Jahresberichte der Geschichte”, die nach einer durch den Ersten Weltkrieg bedingten Pause von Albert Brackmann und Fritz Hartung mit einem nunmehr auf die deutsche Geschichte eingeengten Profil unter dem Namen „Jahresberichte für deutsche Geschichte” wiederbegründet wurden. Dank der Unterstützung durch bedeutende Fachvertreter wurden die „Jahresberichte für deutsche Geschichte” in der Zwischenkriegszeit schnell zu einem integralen Bestandteil der deutschen Geschichtswissenschaft. Neben den umfangreichen Bibliografien, die die einzelnen Bände einleiteten, waren es insbesondere die detaillierten Fortschrittsberichte ausgewiesener Historiker, die die Stellung der „Jahresberichte für deutsche Geschichte” in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit begründeten. Die Jahrgänge 1 bis 14 der „Jahresberichte für deutsche Geschichte” für die Berichtsjahre 1925 bis 1938, die zwischen 1927 und 1940 erschienen, dokumentieren in besonderer Weise die Entwicklung der deutschen Geschichtswissenschaft in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Wegen dieser besonderen wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung sind sie in den Jahren 2001 bis 2003 in einem Digitalisierungsprojekt  erfasst und im Internet zur Verfügung gestellt worden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien 1952 in der DDR der erste Jahrgang der Neuen Folge der „Jahresberichte für deutsche Geschichte” für das Berichtsjahr 1949 – nunmehr ausschließlich als Bibliografie mit inhaltlich erschlossenen Titelnachweisen. Konzeptionell orientiert am Marxismus konnte die Literaturauswahl in dieser Zeit der politischen Beeinflussung weitgehend entzogen werden. Nicht zuletzt durch hohen Personaleinsatz, umfangreichen Fernleihverkehr und die Anwendung des Autopsieprinzips gelang es, die Qualität der „Jahresberichte für deutsche Geschichte” und den Rang eines zuverlässigen bibliografischen Nachweisinstruments zu sichern.

Daher empfahl eine vom Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands eingesetzte Kommission  zu Beginn der 1990er Jahre nachdrücklich die Fortsetzung der Jahresberichte. Seit 1993 gehören sie als Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an. Die wissenschaftliche Betreuung obliegt einer Kommission, der Akademiemitglieder sowie führende Fachvertreter der Geschichtswissenschaft und des Bibliothekswesens angehören. Leiter des Projekts ist – in der Nachfolge von Wolfgang J. Mommsen – seit 2005 Christoph Cornelißen.

 

Prinzipien der Erfassung
Alle Titel werden in enger Anlehnung an bibliothekarische Regeln (RAK WB) formal erschlossen und mittels einer als facettierte Klassifikation angelegten Fachsystematik sowie einer weitgehend mit der Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek (GND) konformen Beschlagwortung inhaltlich beschrieben.

 

Publikationsformen
Die „Jahresberichte für deutsche Geschichte” werden der geschichtswissenschaftlichen Forschung und interessierten Öffentlichkeit in einer Online-Datenbank sowie in gedruckten Jahresbibliografien zur Verfügung gestellt. Die Online-Datenbank  stellt inzwischen die primäre Nutzungsform der „Jahresberichte für deutsche Geschichte“ dar. Die frei zugängliche, täglich aktualisierte Datenbank deckt die Berichtsjahre seit Aufnahme der neuen Folge mit Bd. 1.1949 bis zur Gegenwart ab. Derzeit sind ca. 745.000 Titel enthalten (Stand: Juni 2015). Der jährliche Zuwachs beträgt etwa 30.000 Titel. Aus der Ergebnisanzeige des Online-Angebots werden neben datenbankinternen Verknüpfungen auch automatisch generierte Hyperlinks zum Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK), zur Zeitschriftendatenbank (ZDB) und zur Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) für den Bestandsnachweis sowie zu elektronisch verfügbaren Volltexten, Abstracts, Inhaltsverzeichnissen und Rezensionen angeboten. Darüber hinaus wird über die umfassende Einbindung von personenbezogenen Normdaten aus der Gemeinsamen Normdatei (GND) unter anderem auf weitergehende Recherchemöglichkeiten in einer Vielzahl von biographischen und bibliographischen Informationsressourcen – darunter etwa Wikipedia, Deutsche Biographie und Deutsche Digitale Bibliothek – aufmerksam gemacht.

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