Vosskamp,W. (Hg.):
Ideale Akademie. Vergangene Zukunft oder konkrete Utopie?
Forschungsberichte, Band 11, BBAW. Interdisziplinäre Arbeitsgruppen.
Berlin: Akademie Verlag, 2002.
ISBN: 3-05-003739-3 Gb, € 49,80
320 S., 2 Abb., 170 x 240 mm
Aus dem Inhalt:
I. Wissenschaftsbegriff und Wissenschaftskonzeption
II. Organisation und Institutionalisierung
III. Funktionen und Anwendungserwartungen
Einleitung
Seit Platons Akademiekonzeption gehören Modelle idealer wissenschaftlicher Kommunikationsgemeinschaften zu den wiederkehrenden Motiven utopischer Traditionen und wissenschaftsorganisatorischer Entwürfe. Lassen sich überlieferte utopische Vorstellungen für Überlegungen zur einer 'Idealen Akademie' produktiv machen? Wie könnte die Vision einer solchen Gelehrtengesellschaft heute aussehen?
Die folgenden Beiträge dokumentieren die Ergebnisse eines Symposions, das im Mai 2000 anläßlich des 300-jährigen Jubiläums der "Churfürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften" stattfand. Hatten die Kolloquien zur ebenso ruhmreichen wie schwierigen Berliner Akademiegeschichte die historische Vergangenheit thematisiert, wandte sich das Symposion zur ‚Idealen Akademie‘ der (konjunktivischen) Zukunft zu. Im Rahmen einer beobachtenden Selbstreflexion standen dabei Fragen des Wissenschaftsbegriffs, der institutionellen Organisation von Wissen und der erhofften bzw. erwartbaren Leistungen einer Akademie im Mittelpunkt. Die eingenommene Beobachterrolle und eine kritische Bestandsaufnahme zielten insgesamt auf jenen "Möglichkeitssinn", den Robert Musil dem "Wirklichkeitssinn" (der am Bestehenden ausgerichtet ist) entgegenstellt.
Bei der 'Idealen Akademie' handelt es sich - im Unterschied zur historischen, seit 1700 in verschiedenen Varianten existierenden und bis heute bestehenden Akademie der Wissenschaften zu Berlin - um Überlegungen zu einer nicht existierenden, aber hypothetisch-möglichen oder denkbaren wissenschaftlichen Einrichtung. "Zweckmäßige Möglichkeiten" stehen deshalb im Zentrum und die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit besserer Wissenschaft und ihrer Organisation. Auch dafür bleibt der Rahmen des Möglichen institutionell zu bestimmen. "Eine Utopie ist eine Vorstellung von etwas, das nicht existiert, aber eine Vorstellung, die sich auf gesellschaftliche [auf wissenschaftstheoretische, wissenschaftspolitische] Relationen beschränkt, auf das, was wir mit den Hilfsmitteln - den natürlichen und menschlichen [auch finanziellen] -, die uns offenkundig zur Verfügung stehen, würden verwirklichen können."
Auffallend ist, daß in den Diskussionen über Modelle idealer wissenschaftlicher Kommunikationsgemeinschaften seit der frühen Neuzeit drei Aspekte kontinuierlich wiederkehren. Friedrich Gottlieb Klopstock faßte sie 1774 in seiner "Gelehrtenrepublik" zusammen: "Der Erste [Grundsatz der Republik] ist: Durch Untersuchung, Bestimmung, Entdeckung, Erfindung, Bildung und Beseelung ehemaliger, neuer und würdiger Gegenstände des Denkens und der Empfindung sich recht viele und recht mannigfaltige Beschäftigungen und Vergnügungen des Geistes zu machen. Der Zweite: das Nützlichste und Schönste von dem, was jene Beschäftigungen und Vergnügungen unterhalten hat, durch Schriften; und das Notwendigste auf Lehrstühlen andern mitzuteilen. Der Dritte: Schriften, deren Inhalt einer gewissen Bildung nicht nur fähig, sondern auch würdig sind, denen vorzuziehen, die entweder ohne diesen Inhalt, oder ohne diese Bildung sind. Dadurch wird nicht gesagt, daß diese Bildung sich immer bis zur Darstellung, aber gesagt wird, daß sie sich allzeit über den trockenen Vortrag erheben müsse."
Diese Trias von Erkenntnis (Denken und Entwerfen), Schreiben und Reden (als kommunikative Vermittlung) und Bildung (als kommunikative Leistung und Funktion) läßt sich als Leitfaden den unterschiedlichen utopischen Visionen und Projekten idealer wissenschaftlicher Kommunikationsgemeinschaften durchgehend bis in die Gegenwart beobachten.
I. Wissenschaftsbegriff und Wissenschaftskonzeption
Prozessualität und Kooperation sind leitende Prinzipien des Erkenntnisstrebens und der selbstkritischen Erkenntnisvergewisserung. Dies setzt Neugierde und einen Willen zum Wissen voraus, der den notwendigen individuellen Wettbewerb mit einer wünschbaren kommunikativen Solidarität der Gruppe in Einklang bringen sollte.
Das Neue bedingt jene wissenschaftliche Prozessualität und Selbstüberholung, die stets etwas Unfertiges und Unabgeschlossenes hat und haben muß. Sie setzt jene wissensgenerierende Neugierde voraus, die seit Aristoteles die Bedingung der Möglichkeit für alle wissenschaftlichen Suchbewegungen ist. Die menschliche Neugierde muß vom Laster zur Tugend werden, so hat Lorraine Daston hervorgehoben, soll moderne Wissenschaft - seit der frühen Neuzeit - möglich sein. Diese verlangt neue Formen intellektueller Soziabilität. "Vergnügen und Freude an Wissen und Lernen" (Francis Bacon) sind die Voraussetzung, um 'Wissenschaft und Spiel' verknüpfen zu können (Leibniz).
Faßt man die Wissenserzeugung als einen konstruktiven Prozeß auf, als eine Kette von Selektionsentscheidungen auf der Basis "selektiver Integration und Elimination früherer Resultate" erhebt sich die Frage, ob der notwendige individuell-konkurrierende Wettbewerb der einzelnen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen untereinander mit einer erstrebenswerten Kooperation (oder gar Solidarität) von Wissenschaftlergruppen in Einklang zu bringen ist; oder ob das (unaufhebbare) Spannungsverhältnis von Einzel- und Gruppeninteresse - das zentrale Thema aller Utopiemodelle - nicht von vorneherein alle Wissenschaftsprozesse infiltriert. Schon die Auswahl der Forschungsthemen steht unter dem Zwang von Selektionsentscheidungen, die das Forschungshandeln bestimmen. Wolfgang Braungart gibt deshalb zu bedenken, ob in einer 'Idealen Akademie' - das Archiv des Wissens (als Ordnung des Wissens) der utopischen Gemeinschaft nicht selbst ihre Struktur verleihen könnte. Als Reaktion auf die fortdauernde Ausdifferenzierung könnte dafür eine "Systematik des Wissenstheaters" ein Modell bilden. In jedem Fall bleibt für jede institutionelle Einbindung von Wissenschaft das Spannungsverhältnis von notwendiger, schneller Progression des Wissens und momentaner Stillstellung in der Institution (auch zum Zweck der jeweiligen Publikation der Ergebnisse) bestehen.
Das leitende Forschungsprinzip einer 'Idealen Akademie' sollte kein disziplinäres, sondern ein an Problemfragen orientiertes transdisziplinäres Konzept sein. Eine - wenn auch zeitlich begrenzte - Neutralisierung der Spezialisierungszwänge darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß eine Verankerung in der jeweiligen Disziplin gerade im Horizont unterschiedlichen öst-westlichen Umgehens mit Wissen zu berücksichtigen bleibt (vgl. den Beitrag von Irmela Hijiya-Krischnereit).
II. Organisation und Institutionalisierung
Wenn die Akademie eine "Kunstschule des Verstandesgebrauchs" (sowohl unter Gesichtspunkten des "Auffassungsvermögens oder Gedächtnisses" als auch unter Aspekten des "Beurteilungsvermögens") darstellt, bedarf sie einer institutionellen Form mit experimentellem Charakter. Die Eigengesetzlichkeit einer 'Idealen Akademie' sollte durch ihren 'Inselcharakter' mit antizipierender Tendenz bestimmt sein. Die Utopien des 17. Jahrhunderts sprechen von jener "Gemeinschaftlichkeit", die die Hoffnung auf einen "Freundschaftspakt der Weisen" erweckt. Friedrich Schleiermacher erhofft sich 1808 in seinen "Gelegentliche[n] Gedanken über Universitäten in deutschem Sinn" in der Akademie eine Vereinigung der "Meister der Wissenschaft", die die Scientific Community insgesamt würdig repräsentieren, so daß "[...] die Arbeiten der Akademie wirklich als das Gesamtwerk ihrer aller können angesehen werden. Jeder muß darnach streben, dieser Verbindung anzugehören, weil das Talent, was einer in sich ausgebildet hat, ohne die Ergänzung der übrigen doch nichts wäre für die Wissenschaft. Darum bilden alle ein Ganzes, weil sie sich eins fühlen durch den lebendigen Sinn und Eifer für die Sache des Erkennens überhaupt und durch die Einsicht in den notwendigen Zusammenhang aller Teile des Wissens; eben darum aber sondern sie sich auch wieder in verschiedene Abteilungen, weil jeder Zweig des Wissens einer noch engeren Vereinigung bedarf, um gründlich und zweckmäßig bearbeitet zu werden. Je feiner diese Verzweigung sich vervielfältiget und je lebendiger dabei die Einheit des Ganzen bleibt, ohne sich in eine leere Form zu verlieren, so daß in jedem Einzelnen die Teilnahme an den Fortschritten des Ganzen und der Eifer für sein besonderes Fach einander gegenseitig beleben und also die engste Gemeinschaft zwischen den verschiedenen Teilen der Wissenschaft in dem Schoß der Akademie auf das Leichteste unterhalten wird: um desto vollkommener ist die Einrichtung des Ganzen."
Friedrich Schleiermachers Konzeption einer idealen wissenschaftlichen Geselligkeit im Zeichen des Dialogs und freundschaftlicher Urbanität (vgl. Conrad Wiedemann) veranschaulicht sehr präzise das Ideal institutionalisierter wissenschaftlicher Kommunikation. Bei aller spannungsreichen Vielheit der wissenschaftlichen Spezialisierung geht es prinzipiell um die "Einheit des Ganzen", die dadurch die "Einrichtung des Ganzen" um so vollkommener macht. Die Hoffnung gründet sich auf eine produktive Wechselwirkung zwischen dem "Eifer für das besondere Fach" und dem "Ganzen", in dem sich alle verbunden fühlen. Dieses "freie Spiel der Gedanken und Empfindungen, wodurch alle Mitglieder einander gegenseitig aufregen und beleben", hält Schleiermacher für die Quintessenz und das eigentliche Ziel jeder Akademie. Anders formuliert: Die Interessen des einzelnen Akademiemitglieds können nur mit den Interessen aller Mitglieder der Akademie ins Gleichgewicht gebracht werden, wenn eine produktive 'Fluktuation' "[...] zwischen [dem] Ich der Eigenzeit und [der] Zeit der Gesellschaft" gelingt. Das setzt "geselliges Betragen" voraus (auch im Erfinden neuer Geselligkeitsformen) und ein Bewußtsein für die (auch finanziell abgesicherte) Autonomie der wissenschaftlichen Institution ohne ihr einen - in der Tradition von Geheimgesellschaften naheliegenden - Sonderstatus zuzubilligen. Beansprucht eine 'Gegenakademie' wie der George-Kreis einen solchen Sonderstatus in der Tradition platonisierender "Sozialmodelle, die 'intern' eine Syntax der Interaktion formulieren, 'extern' Möglichkeiten 'neuer Kultur' antizipieren sollen" (Rainer Kolk), zeigt sich sehr schnell, daß der Arkancharakter einer solchen Vereinigung durchaus Züge traditionaler Geheimgesellschaften annimmt.
Jede wissenschaftliche Einrichtung, auch eine 'Ideale Akademie' steht unter dem Gebot der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse. War deren Wahrheitsgehalt im 17. Jahrhundert noch mit Tugend verbunden, wandelt sich dies schon seit dem 18. Jahrhundert zu einer Übertragung des Vertrauens in die Institutionen. Peter Weingart spricht von einer "Entsubjektivierung" der Wissensproduktion mittels organisatorischer Verfahren und Regeln. Sowohl die interne Kommunikation unter den Mitgliedern einer Akademie als auch die mit der gesamten Scientific Community bedient sich dabei skripturaler und visueller Medien, deren Distanz zur Wissenschaft in der Moderne zunehmend abnimmt. Peter Weingart und Timothy Lenoir machen auf diese "Medialisierung der Wissenschaft und ihren Folgen, vor allem aufgrund einer Überbietungsdynamik" (Peter Weingart) aufmerksam. Am Beispiel der Zusammenarbeit von Computerwissenschaft und Molekularbiologie zeigt Timothy Lenoir darüber hinaus, daß seit den 70er Jahren eine Veränderung der biologischen Theorie selbst im Medium der Informationswissenschaften (vgl. deren Modellierungs- und Visualisierungstechniken) stattfindet.
Schließlich prägt der "Ort [...] die Wissenschaft" (Dieter Simon). In der Nähe - aber nicht im Zentrum der Macht dies zeigt sich am Beispiel der Berliner Akademietradition - entsteht eine historische Kontinuität der Orte, die heute - im Zeichen globaler Universalisierung mittels des Mediums Internet neu zu diskutieren ist. Das Internet als 'Nirgendwo' verweist eher auf eine virtuelle, denn eine ideale Akademie.
III. Funktionen und Anwendungserwartungen
Die "Idee einer Akademie als die höchste und letzte Freistätte der Wissenschaft und die vom Staat am meisten unabhänigige Korporation" und die Erwartung auf das gesellschaftliche und staatliche Leben einzuwirken ("Elfenbeinturm" und "Wachtturm" der Gesellschaft [Erwin Panofsky]), gehört zu den stets wiederkehrenden Motiven der Ortsbestimmung von Akademien. Die innerweltliche Wohlfahrtssteigerung im Sinne des 'bonnum commune' liefert die eigentliche Legitimation in der Begründungsgeschichte wissenschaftsutopischer Kommunen. Dabei bleibt ebenso offen, wie sich die individuellen Verhaltensmotive von Akademiemitgliedern mit den Verhaltensanforderungen der Gesellschaft zur Deckung bringen lassen wie auch das prinzipielle Verhältnis wissenschaftlicher akademischer Einrichtungen zur praktischen Politik. Daß wissenschaftliche Adademien aufgrund ihres 'repräsentativen' Status als Ort der wissenschaftlichen Selbstreflexion verstanden werden, ist seit dem 17. Jahrhundert ein durchgehendes Motiv. Die "Beobachter-Funktion" verbindet sich dabei vornehmlich mit der Hoffnung, daß Akademien der Öffentlichkeit Prinzipien und Verfahren der Wissenschaft selbst vermitteln können.
Mehr noch: gegenüber der seit dem 19. Jahrhundert beobachtbaren "Kopplung von Wissenschaft und Bildung" käme es in einer künftigen, 'idealen' Akademie darauf an, das "wissenschaftliche Bewußtsein [als das] wahrhaft Gebildete" deutlich zu machen (Jürgen Mittelstraß). Das "Orientierungswissen als Bildungswissen" auszuweisen wäre dabei auch unter Gesichtspunkten des Performativen zu bedenken. Es könnte dabei an das Vorbild von Leibniz und dessen "Theater der Natur und Kunst" anknüpfen und es zum "Modell der Organisation aller bewußten und wißbegierigen Menschen" machen (Horst Bredekamp). Der Akademie wäre damit ihre ursprünglich intendierte Memorial- und Imaginationsfunktion wiedergegeben.
Schwieriger noch im Blick auf die Erwartungen, die an eine Akademie gestellt werden, ist das Verhältnis von Reflexions- und Orientierungsfunktion einerseits und konkreter Politikberatung andererseits. Wünschenswerte Gesellschafts- und Politikberatung müssen jede wissenschaftliche Akademie vor Entscheidungen stellen, die nicht nur einen permanenten Dialog zwischen Wissenschaft und Politik voraussetzen, sondern auch den Mut, am Ende zu rational nachvollziehbaren, politischen Entscheidungen zu kommen - bei Wahrung der akademisch-institutionellen Autonomie. Die 'Ideale Akademie' könnte sich in einem Zwischenraum - zwischen der Funktion der wissenschaftlichen Selbstreflexion und der Funktion der Einmischung im Sinne des politischen Handelns - befinden. Sie wäre dann ein institutionell zu sichernder Ort, an dem das noch nicht zur Wirklichkeit gewordene Mögliche im Zentrum steht. Das 'Unbestimmte' lieferte die Bedingung für Kreativität im Zwischenraum zwischen dem 'Schon und Noch-Nicht'.
Daß Kosmogonie, Mathematik und Poesie zu den 'Wissenschaften des Konjunktivs' gehören und damit ihren Ort in einer 'idealen' Akademie finden könnten, zeigen das futuristische Forschungsprojekt zur Vielheit der Welten und zu extraterrestischem Leben (Eberhard Knobloch), der Dialog zwischen euklidischer und nicht-euklidischer Geometrie in der Mathematik (Imre Toth) und Lars Gustafssons Frage nach den kognitiven Momenten der Literatur. Poetische Möglichkeit und (wissenschaftliche) Wahrscheinlichkeit lassen sich in einer rationalen Kosmogonie verknüpfen, um die "Verstandesgrenzen [zu] überschreiten und sich der Welt bemächtigen" (Eberhard Knobloch). Der Zusammenhang der nicht-euklidischen Geometrie mit der "absoluten Freiheit des sich selbst bewußt gewordenen Subjekts" und der Mehrdeutigkeit dichterischer Sprache, so Imre Toth, verweist auf die Verbindung von "Matheisis und Poiesis".
Die Parallelen zwischen Wissenschaft und Kunst und Problemen künstlerischen Schaffens - läßt sich "auch in nicht-literarischen Texten ein Rest von Literatur [finden]; die Frage ist nur, ob dieser Rest die Erklärung der Welt verkündet oder zu ihr gehört?" - bedingen einen kreativen Freiraum für spielerische Möglichkeiten. "Mehr als andere Funktionssysteme [...] ist das Kunstsystem in der Lage, die Pluralität von Komplexitätsbeschreibungen zu akzeptieren". Das spielerisch-künstlerische Moment könnte auch die Voraussetzung dafür sein, daß sich die Akademie ihre permanente Utopiefähigkeit selbst erhält. Das Akademiemodell bedarf selbst einer dauernden Selbstkontrolle, Selbstevaluierung und Selbstutopisierung. Um einen Satz von Robert Musil abzuwandeln: "[...] das was, den Möglichkeitssinn festhalten könnte", wäre die 'Ideale Akademie'.Die Ideale Akademie bleibt der konjunktivische Doppelgänger der real existierenden Akademie. Die Ideale Akademie läßt sich als ein utopischer Spiegel verstehen, in dem das zu Bewahrende (Gedächtnisfunktion) und das auf Zukunft Gerichtete (Reflexion und operationale Einwirkung) gleichermaßen bedacht werden. Die auf Zukunft gerichteten Handlungsimpulse sollten dabei gegenüber dem reflexiven Moment nicht zurücktreten - so wie es der Gründer der "Churfürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften" Gottfried Wilhelm Leibniz vor 300 Jahren formuliert hat: "Si non possumus quod volumus, velimus quod possumus" - "wenn wir nicht können, was wir wollen, mögen wir wollen, was wir können".Herzlich danke ich den Mitgliedern der vorbereitenden Arbeitsgruppe zum Jubiläumssymposion 'Ideale Akademie' 2000: Wolfgang Braungart, Horst Bredekamp, Eberhard Knobloch, Wolf-Hagen Krauth und Dieter Simon. Einen besonderen Dank an Wolf-Hagen Krauth für die Betreuung dieses Bandes!