Bewusstsein hat jeder, der denkt oder spricht – aber niemand vermag genau zu sagen, was es ist. Das Phänomen Bewusstsein ist daher ein ständiges Rätsel, dem sich verschiedene wissenschaftliche Disziplinen zuwenden.
In der 2006 als Nachwuchsgruppe der IAG Humanprojekt gegründeten interdisziplinären Arbeitsgruppe „Funktionen des Bewusstseins“ wurde die Frage nach den Funktionen des Bewusstseins aufgegriffen und aus dem Blickwinkel verschiedener fachlicher Disziplinen heraus vertiefend behandelt. In Einzelprojekten aus den Gebieten der Philosophie, Psychologie, Psychiatrie, Linguistik und Kunstgeschichte wurden verschiedene Aspekte des Bewusstseins und seiner Bedeutung für das (Über-)Leben des Menschen als Organismus in seiner Umwelt beleuchtet.
Das ursprünglich auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt wurde im Rahmen des Programms „Geisteswissenschaften im Dialog“ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Laufzeit der Arbeitsgruppe wurde um weitere 12 Monate bis Ende Juni 2010 verlängert, um neben der Fertigstellung von Einzelprojekten die Vertiefung eines weiteren Themenschwerpunktes „Phänomenales Erleben und der Begriff des Menschen“ zu ermöglichen.
Neben den monatlichen Arbeitstreffen, in denen die Mitglieder der IAG gemeinsam Texte diskutierten, organisierte die AG im Sommersemester 2009 eine Vorlesungsreihe in der Akademie. Hierfür wurden sechs Wissenschaftler aus den verschiedenen in der Gruppe vertretenen Fachgebieten eingeladen, deren Arbeiten die Diskussionen über die Ausrichtung der gemeinsamen Publikation entscheidend beeinflusst haben. Im Mai 2010 fand ein Abschluss-Workshop der Gruppe zum Thema „Das Gefühl des Lebendigseins“ („Feelings of Being Alive“) an der BBAW statt.
Die Forschungsergebnisse der IAG fanden Eingang in zwei gemeinsame Sammelbände: Das Buch Funktionen des Erlebens. Neue Perspektiven des qualitativen Bewusstseins (hg. v. Matthias Jung und Jan-Christoph Heilinger) ist im Oktober 2009 beim Verlag Walter de Gruyter (Berlin/New York) in der Reihe „Humanprojekt. Interdisziplinäre Anthropologie“ erschienen. Der Band vereint aufeinander abgestimmte Beiträge aus den verschiedenen Forschungsfeldern, die von gemeinsam in der Gruppe erarbeiteten Grundthesen ausgehen. Beiträge von Axel Cleeremans, Kai Vogeley, Christian Tewes und Volker Gerhardt ergänzen den interdisziplinären Band. Ein zweiter gemeinsamer Band, der auf dem Abschlussworkshop aufbaut, ist unter dem Titel Feelings of Being Alive (hg. von Jörg Fingerhut und Sabine Marienberg), gleichfalls im Verlag de Gruyter (Berlin/New York) in der Reihe Humanprojekt 2012 erschienen.
Neben den beiden Sammelbänden gingen aus der Arbeit in der Gruppe mehrere Monographien hervor. Eine umfassende Monographie von Matthias Jung ist unter dem Titel Der bewusste Ausdruck. Anthropologie der Artikulation 2009 in der Reihe "Humanprojekt" beim Verlag de Gruyter erschienen. Ebenfalls in dieser Reihe publiziert wurde die Studie Anthropologie und Ethik des Enhancement (2010) von Jan-Christoph Heilinger. Im Druck ist des weiteren eine Monographie von Katja Crone mit dem Arbeitstitel Identität von Personen – Eine Strukturanalyse des biographischen Selbstverständnisses. Die Studie Il sistema antropologico. La posizione dell'uomo nella filosofia critica di Kant von Fiorella Battaglia erscheint Ende des Jahres 2010 im Verlag Edizioni Plus.
Die Arbeitsgruppe stand in engem Zusammenhang mit der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Humanprojekt – Zur Stellung des Menschen in der Natur“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die von den Akademiemitgliedern Detlev Ganten, Volker Gerhardt und Julian Nida-Rümelin geleitet und im Juni 2009 abgeschlossen wurde.