Kritische und kommentierte Edition

Gegenstand des Projekts ist der „Prozess“ gegen die Gräfin von Lichtenau, geb. Wilhelmine Enke, die langjährige Geliebte und lebenslange Vertraute Friedrich Wilhelms II. von Preußen – ein Verfahren, das unmittelbar nach dessen Tod im Jahre 1797 von seinem Sohn und Nachfolger angeordnet und der Öffentlichkeit lange Zeit vorenthalten wurde. Verdächtigt des Hoch- und Landesverrats, wurde Wilhelmine von Lichtenau in einem Geheimverfahren von hochrangigen preußischen Juristen für nicht strafwürdig befunden, gleichwohl aber durch königlichen „Machtspruch“ ihres Eigentums entsetzt und auf die Festung Glogau verbannt.


Ziel des Projekts ist die Rekonstruktion dieses historisch bedeutsamen Rechtsfalls aus den umfangreichen bisher nicht veröffentlichten archivalischen Quellen, um das Innenleben und das konkrete Zustandekommen einer Entscheidung, die zu dieser Zeit bereits als „ein den Gesetzen nicht gemäßer Eingriff“ des Monarchen in die Rechtspflege galt, aufzuzeigen. Struktur und Inhalt, Verlauf und Beteiligte des Verfahrens werden vollständig aus den Akten ermittelt, wobei seine juristische Spezifik, aber auch die Besonderheit der Autographen eine differenzierte und umfassende Wiedergabe der Quellen erfordern.


Die Edition zeichnet das Leben einer außergewöhnlichen Frau und deren Wirken am preußischen Hof, gibt Einblick in eine wohl einzigartige Beziehung zwischen dem preußischen Thronfolger und der bürgerlichen Tochter eines Trompeters und wirft ein besonderes Licht auf Lebensumstände und Charakter des verstorbenen Königs. Das Verfahren gegen die Gräfin von Lichtenau wird so zum Zeitzeugnis des Wirkens und Handelns bedeutender Personen aus der Geschichte Preußens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.


Das Vorhaben umfasst die Edition und Kommentierung sämtlicher für das Verständnis des Verfahrens relevanter Quellen, die eine Vielzahl von Textsorten repräsentieren und im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem aufbewahrt werden.


Der geplanten Buchpublikation soll eine digitale Ausgabe folgen.

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