Die Datenbank des Census dokumentiert die in der Renaissance bekannten antiken Bau- und Bildwerke. Das Projekt ist primär darauf konzentriert zu erfassen, welche antiken Monumente wann, wo und in welchem Erhaltungszustand nachweislich bekannt waren. Eine enzyklopädische Erfassung der Rezeption antiker Kunst wird dabei nicht angestrebt. Den Kernbestand der Daten bilden Quellenmaterialien, die in unterschiedlichen Graden wissenschaftlich erschlossen sind und der weiteren Forschung zur Verfügung stehen.
Die Datenbank insgesamt ist allerdings wesentlich umfangreicher und komplexer. Die über 200.000 Einträge betreffen antike Monumente, bildliche und schriftliche Dokumente, Orte, Personen, Zeit- und Stilbegriffe, Ereignisse, Forschungsliteratur und Abbildungen. Die Anzahl der erfassten Monumente liegt bei ca. 6.500, die der Monumenteinträge bei ca. 12.000, die der Dokumenteinträge bei ca. 28.000.
Zu den schriftlichen Quellenmaterialien gehören Sammlungsinventare, Reiseberichte, archivalische Dokumente, Künstlerviten usw.; die Informationen über bildliche Quellen umfassen vor allem Zeichnungen aus Skizzenbüchern sowie Einzelblätter und Druckgraphik. Gemälde, Skulpturen, Medaillen sowie kunstgewerbliche Werke sind nur in begrenztem Umfang erfasst, da sich bei diesen aufgrund kreativer Formen der Antikenadaptionen und -assimilationen die direkte Kenntnis antiker Vorbilder häufig nicht eindeutig nachweisen lässt. Darüber hinaus werden die den vielfältigen Formen und Prozessen künstlerischer und antiquarischer Antikenrezeption gewidmeten Publikationen der modernen Forschung durch bibliographische Hinweise erfasst.
Das Projekt wurde 1946 begründet. Die Ergebnisse der zunächst auf figürliche Bildwerke konzentrierten Recherchen wurden am Warburg Institute in London und am Institute of Fine Arts in New York in einem Karteikartensystem erfasst. 1981 wurde in Zusammenarbeit mit der „Bibliotheca Hertziana” (Max-Planck-Institut) in Rom die Tätigkeit des Census auf den Bereich der Architektur ausgedehnt sowie – gefördert durch das Getty Art History Information Program – die Erstellung einer Computerdatenbank in Angriff genommen.
Seit 1995 ist das Census-Projekt am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin ansässig. 2003 wurde der Census als Akademienvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in das Akademienprogramm aufgenommen. Durch intensive finanzielle und technische Unterstützung der Akademie ist der Census ab Juni 2007 im Open Access im Internet zugänglich.
Der Census betreibt langfristig Grundlagenforschung. Er liefert inhaltliche Voraussetzungen und eine technische Plattform für weitere Untersuchungen:
- durch digitale Zusammenführung von über die Museen und Archive der Welt verteilten Dokumenten und ihre wissenschaftliche Erschließung
- als Kristallisationspunkt und Schaltstelle für Forschungskooperationen
- durch Unterstützung und Kooperation mit Hochschulen und in der Nachwuchsförderung
- durch innovative Vermittlungskonzepte in den neuen Medien
- durch Erschließung von Forschungsergebnissen für breitere Interessentenkreise