Preisträger

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Filip Matějka.
 

Professor Dr. Filip Matějka (Jg. 1980) graduierte 2004 in Physik an der Karls-Universität in Prag und erhielt 2007 einen Master of Science und 2010 einen Ph.D in Angewandter Mathematik von der Princeton University. Aktuell ist Filip Matějka Associate Professor an der Karls-Universität in Prag und gleichzeitig als Forscher am Economics Institute der Tschechischen Akademie der Wissenschaften tätig. Seine Forschungsarbeiten hat er bei zahlreichen Vorträgen auf Konferenzen in ganz Europa und den USA vorgestellt. Trotz seines relativ jungen Alters gilt er bereits jetzt als einer der besten Wirtschaftswissenschaftler in Zentral- und Osteuropa. 
Seine speziellen Forschungsgebiete sind: Makroökonomie, Politische Ökonomie, Verhaltensökonomie und Informationsökonomie. Sein aktueller Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der Informationsökonomie bei der Untersuchung von rationaler Unaufmerksamkeit (rational inattention, RI). In der klassischen Ökonomie wurde und wird vorausgesetzt, dass alle Akteure vollständige Informationen über ihr Aktionsfeld haben und dann abhängig von ihren Präferenzen, ihrem Budget und sonstigen Nebenbedingungen rationale Entscheidungen treffen. Rational bedeutet hier in der Regel, dass mathematische Optimierungsmethoden eingesetzt werden, die dem jeweiligen Sachverhalt angemessen sind. Die Annahme der vollständigen Information ist natürlich unrealistisch, und so sind in den Wirtschaftswissenschaften mehrere Theorien entstanden, die versuchen, ökonomisches Verhalten unter abgeschwächten Annahmen bezüglich vollständiger Information oder uneingeschränkter Rationalität zu erklären.

Eine solche Theorie hatte vor rund zwanzig Jahren ihren Ursprung in dem Artikel „Implications of rational inattention“ des Nobelpreisträgers für Wirtschaftswissenschaften Christopher Albert Sims. Diese Theorie (RI-Theorie) geht davon aus, dass die Akteure die vorhandene Information nicht verarbeiten können, da die Informationsbeschaffung zu aufwendig, zu teuer oder zu zeitintensiv ist, dass sie aber in der Lage sind zu entscheiden, welchen Aspekten der Information sie Beachtung schenken wollen. Die RI-Theorie strebt rationale Entscheidungen bei unvollständiger bzw. bewusst reduzierter Information an.

Hatte man geglaubt, dass vielfältige Informationen Entscheidungen vereinfachen, so hat sich herausgestellt, dass die enorme Informationsmenge, die heute durch die digitale Informationstechnik bereitsteht, Entscheidungen schwieriger macht, weil der Informationsüberfluss kaum noch beherrschbar ist. Durch die begrenzten Fähigkeiten, Informationen zu verarbeiten, müssen sich die Akteure entscheiden, welchen wirtschaftlichen Kennzahlen und Ereignissen sie Aufmerksamkeit schenken und welche sie ignorieren. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass die Auswahl in manchen Bereichen zeitlichen Veränderungen unterliegt, in anderen jedoch nicht. Marketingexperten stützen sich z. B. auf wichtige Branchenstudien, Privatpersonen auf die Preise der für sie essentiellen Produkte. Informationen über makroökonomische Größen, wie Inflation oder Zinsen, lassen sie hingegen weg. In Krisenzeiten aber werden Letztere plötzlich relevant. 

Filip Matějka hat wesentliche Beiträge zur Anwendung der RI-Theorie in der Makroökonomie, der Arbeitsökonomie und der Politischen Ökonomie sowie zu empirischen Studien geleistet. Der mathematische Aufwand, den er zur Erzielung seiner Ergebnisse betreiben muss, ist erheblich. Optimierungs- und Informationstheorie, Analysis und Stochastik sind dabei substantielle Werkzeuge zur Herleitung und Bewertung der ökonomischen Erkenntnisse. 

Die meisten Publikationen von Filip Matějka sind in sehr renommierten Zeitschriften erschienen. F. Matějka ist eine der treibenden Kräfte bei der Entwicklung der noch jungen RI-Theorie. Das ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass er für den Zeitraum von 2016 bis 2021 einen ERC Starting Grant „Behavioral and Policy Implications of Rational Inattention” erhalten hat, und dass ihm danach auch noch ein ERC Consolidator Grant „Economics of Inattention“ für den Zeitraum der Jahre von 2021 bis 2026 zugesprochen wurde. Die ERC Grants sind klare Belege dafür, dass er in den Wirtschaftswissenschaften international sichtbar und ausgewiesen ist.

Filip Matějka hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Besonders zu erwähnen ist die Verleihung des Exeter-Preises im Jahr 2017 an die Autoren Vojtěch Bartoš, Michal Bauer, Julie Chytilová und Filip Matějka für den Artikel „Attention Discrimination: Theory and Field Experiments with Monitoring Information Acquisition“. Der Exeter-Preis wird für „the best paper published in the previous calendar year in a peer-reviewed journal in the fields of Experimental Economics, Decision Theory and Behavioural Economics” verliehen.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Maria Baramova.
 

Maria Baramova gehört dem Jahrgang 1977 an; die Grundschule und das Gymnasium schloss sie 1995 ab. Sie begann ihr Studium an der bedeutendsten Universität Bulgariens, der Universität Sofia „St. Kliment Ohridski“, an der sie sich für Geschichte einschrieb. Ihre Magisterarbeit beendete sie im Juli 2000, die Doktorarbeit schrieb sie in der Abteilung „Geschichte von Byzanz und den Balkanländern“. Ihre Dissertation mit dem Titel Die Donau in den Europäisch-Osmanischen Beziehungen (1396–1566). Geopolitische, strategische und militärische Aspekte bearbeitete sie zwischen 2003 und 2012. Beginnend mit dem Jahr 2003 knüpfte Frau Baramova zudem eine Reihe wichtiger Kontakte zu europäischen Forschungseinrichtungen ähnlicher Ausrichtung – wie dem Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz oder der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, wodurch sie eine sehr beachtete Position in der südosteuropäischen Frühneuzeitforschung und darüber hinaus gewann. An der Univer-sität Sofia „St. Kliment Ohridski“ erwarb sie damit eine Assistenzprofessur (2008–2019), der von 2019 an eine Assoziierte Professur folgte. Frau Baramova zeigte sich stets auch an der Lehre sowie an der Administration interessiert; in den Jahren 2019/2020 wurden ihr die Leitung des Evaluierungs-Komitees der Historischen Fakultät und die Leitung des Qualitätszentrums ihrer Universität anvertraut.

Für ihre wissenschaftliche Arbeit hat sich Frau Baramova zunächst ein ausgezeichnetes Hilfsmittel verschafft, nämlich die genaue Kenntnis von sieben einschlägigen Sprachen (Bulgarisch, Russisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Türkisch, Latein). Ihre zentralen Forschungsfragen zielen auf das Ver-hältnis des christlichen Europa, vor allem Habsburgs, und der islamischen Welt in Bezug auf Handel, Diplomatie, Religion und auch kriegerische Handlungen. Um diese Fülle über mehrere Jahrhunderte zu bewältigen, hat Frau Baramova vor allem Kunstgeschichte, Geographie, Geographische Informations-wissenschaft und Diplomatiegeschichte in ihren Schriften verbunden und so ein neues Feld erschlos-sen, das man „Naturgeschichte der Historie“ (Ulrich Pfister) nennen könnte. Die „Digital Humanities“ werden ebenfalls in angemessenem Rahmen mitverwendet. Das Buch Europe, the Danube, and the Ottomans (1369-1541) ist die überarbeitete Form der Dissertation von 2014, das zweite Buch Translation of Power: Negotiating the Peace between the Habsburgs and the Sublime Porte (1547-1747) erschien 2019 und ist Frau Baramovas Habilitation. Bedauerlicherweise scheinen beide Werke nur auf Bulgarisch erschienen zu sein, aber unter den neun Editionen befinden sich sowohl englische wie deutsche Texte, die zum Verständnis beitragen, und mehr noch unter den 25 Aufsätzen. Man wird von Frau Baramova hoffentlich noch mehr hören und lesen können.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Dr. Tiberiu (Tibor) Hartel.


Tibor Hartel wurde 1978 in Rumänien geboren. Er studierte von 1996 bis 2000 Biologie an der Babeş-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca, Rumänien. Cluj hieß früher einmal Klausenburg. Anschließend war er bis 2011 als Biologielehrer tätig. Von 2004 bis 2008 arbeitete er an seiner Doktorarbeit an der Rumänischen Akademie der Wissenschaften in Bukarest und an der Ovidius-Universität in Constanţa zur Amphibienökologie in Transsylvanien (Siebenbürgen).

2009 und 2010 erhielt Tibor Hartel jeweils ein Temminck-Fellowship am „Naturalis Biodiversity Center“ in Leiden, dem nationalen Forschungszentrum für Biodiversität der Niederlande. 2012 wurde er durch ein zweijähriges Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung ausgezeichnet, das er an der Leuphana Universität Lüneburg verbrachte. Dort wandte er sich der Nachhaltigkeitsforschung zu, mit dem Fokus auf „südosteuropäische Agrarlandschaften“. Von 2014 bis 2018 war Tibor Hartel Associate Professor an der Sapientia Universität Cluj-Napoca, im Jahr 2018 wechselte er an die Babeş-Bolyai-Universität.

Tibor Hartel hat seine Forschungsschwerpunkte systematisch entwickelt. Die Anfänge lagen in seinem eigenen Fach, der Zoologie. Seine Forschungen weiteten sich jedoch über den historisch gewachsenen landschaftlichen Zusammenhang von Tieren und Pflanzen aus bis hin zur nachhaltigen landwirtschaftlichen Nutzung, die zunehmend von der monokulturellen und großflächigen Agrarindustrie bedroht ist.

Sein besonderes Augenmerk liegt auf Entwicklungsmethoden, die einen ökonomisch relevanten Effekt haben und dennoch auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Davon zeugen auch die mehr als 100 Publikationen Tibor Hartels, darunter viele Aufsätze in renommierten Zeitschriften.

Das Studium sozial-ökologischer Systeme betreibt er aber nicht nur untersuchend und theoretisch-beschreibend, sondern vor allem in konkreten Projekten, in die er alle Interessenten – also sowohl die Landbesitzer, wie auch die regionale und überregionale Politik – einzubinden versteht. Tibor Hartel hat sich dabei als ausgezeichneter Kommunikator erwiesen und konnte bereits sichtbare Erfolge erzielen. Seine Projekte haben europaweit Aufmerksamkeit erhalten, sodass er auch über Rumänien hinaus ein gefragter Berater und Gutachter ist.

Durch die Verleihung des diesjährigen Preises der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg), würdigt die Akademie die herausragenden Leistungen von Tibor Hartel in der Nachhaltigkeitsforschung, der Zoologie und der Sozioökonomie.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. iur. Lauri Mälksoo.


Lauri Mälksoo, der 1975 im estnischen Viljandi geboren wurde, ist seit 2009 Professor für Völkerrecht und Leiter der Abteilung für Öffentliches Recht an der Universität Tartu in Estland, der führenden juristischen Fakultät des Baltikums.

Er studierte Rechtswissenschaft in Tartu und an der Georgetown University in Washington, an der er 1999 auch den LL.M. erwarb. 2002 wurde er an der Humboldt-Universität zu Berlin zum Dr. iur. promoviert. Anschließende Forschungsaufenthalte führten ihn in den Jahren von 2004 bis 2007 an die New York University sowie an die Universität von Tokio.

Hervorgetreten ist Lauri Mälksoo vor allem mit seiner 2015 erschienenen, international hochgelobten Monographie „Russian Approaches to International Law“, in der er die politische und intellektuelle Geschichte der russischen Völkerrechtswissenschaft und Völkerrechtspraxis vom Zarenreich über die Phase der Sowjetunion bis in die jüngste Gegenwart nachkonstruiert und erstaunliche Kontinuitäten dieser völkerrechtlichen Tradition belegt. Diese Publikation ist nicht nur wegen ihres epochenübergreifenden Ansatzes bemerkenswert, sondern auch weil sie als ein Stück Rechtsgeschichtsschreibung unmittelbare juristische Relevanz sowohl für das Verständnis der russischen Völkerrechtspolitik als auch für die spezifischen völkerrechtlichen Probleme der Nachbarn Russlands, vor allem der baltischen Staaten entwickelt. Daneben hat Lauri Mälksoo zahlreiche, in englischer und estnischer Sprache verfasste Veröffentlichungen zum allgemeinen Völkerrecht, zum internationalen Menschenrechtsschutz sowie zur Theorie und Geschichte des Völkerrechts vorgelegt. Viele seiner Beiträge reflektieren auch die Besonderheit der völkerrechtlichen Situation souveräner osteuropäischer Staaten im Schatten des russischen Hegemonieanspruchs: Bei dieser thematischen Besonderheit handelt es sich auch um einen methodischen Zugang, der auch mit Blick auf die Forschung zu anderen Regionen des internationalen Rechts einzigartig sein dürfte.

Lauri Mälksoo, der zu dem immer noch kleinen Kreis international tätiger osteuropäischer Völkerrechtler zählt, gelingt es mit seinem historisch gesättigten und politisch informierten Zugriff, die institutionellen Bedingtheiten des internationalen Rechts auf sensible Art und Weise zu reflektieren und zugleich Beiträge zu seiner Weiterentwicklung zu leisten. In seinen Beiträgen verbindet er exzellente wissenschaftliche Forschung mit einer historisch-methodischen Reflexion über das Baltikum als einem Ort der Wissenschaft, der Politik und des Rechts.

Indem Lauri Mälksoo der diesjährige Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) verliehen wird, würdigt die Akademie seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet des Völkerrechts.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Leonid Kogan.


Leonid Kogan, Jahrgang 1973, arbeitet auf dem Gebiet der Semitischen Philologie und Sprachwissenschaft. Auf der Grundlage seiner überragenden philologischen Kenntnisse behandelt er lexikalische, phonologische, grammatische und textphilologische Fragen der jeweiligen Einzelsprachen in erstaunlicher Tiefe und Breite. Sein wissenschaftliches Œuvre ist, gemessen an seinem Alter, bereits sehr umfangreich und besticht durch seinen inhaltlichen und methodischen Reichtum.

Leonid Kogan ist ein brillanter Einzelforscher und zugleich ein erfolgreicher Initiator und Motor bedeutsamer Forschungsprojekte. Er überführt bewährte und erfolgreiche russische Forschungstraditionen auch organisatorisch in die globale Gegenwart, womit er unter anderem entscheidend zur Rezeption orientalistischer Forschung in der arabischen Welt beiträgt. Methodisch, inhaltlich und organisatorisch eröffnet er der Semitistik durch einen 5.000 Jahre umspannenden Bogen von der Alten Welt bis in die Moderne neue Perspektiven innerhalb der linguistischen, philologischen und kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Indem er künftigen Generationen indigener Kulturen ihre Traditionen präsent macht, stehen seine Forschungen gegen einen homogenisierenden Fundamentalislamismus.

Sein Studium der Arabischen und Semitischen Philologie hat Leonid Kogan am Orientalischen Department der Staatlichen Universität St. Petersburg absolviert. Anschließend ging er 1996 als Doktorand und Lehrbeauftragter für Akkadische und Semitische Sprachwissenschaft an das Institute for Oriental and Classical Studies (IOCS) der Russian State University for the Humanities (RSUH) in Moskau, wo er 2001 promoviert wurde. Im Alter von nur 28 Jahren wurde ihm die Leitung des Department für den Alten Orient am IOCS der RSUH übertragen, seit 2013 ist er stellvertretender Direktor des IOCS. Er ist ein gesuchter Gastdozent, was Einladungen an die Universitäten von Barcelona, Berlin, Granada, Jena, Leipzig, Münster und Wien belegen; 2008 wurde er an das Collège de France eingeladen – für einen 35-jährigen eine außergewöhnliche Ehre.

Ein Schwerpunkt der Arbeit von Leonid Kogan gilt dem Lexikon zum Wortschatz der semitischen Sprachen und der Rekonstruktion des Protosemitischen. Mit seinen linguistischen und ethnographischen Feldforschungen zur semitischen Sprache Soqotri (hauptsächlich gesprochen auf der gleichnamigen Insel im Golf von Aden) hat er seine bisherige Arbeit gekrönt. Mit der Publikation der bislang nur mündlich überlieferten Literatur und der lexikalischen und grammatischen Erfassung der Sprache hat er einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung des lokalen kulturellen Erbes geleistet. Dazu war es notwendig, Normen für ein auf dem Arabischen basierendes Umschriftsystem für das Soqotri festzulegen und zu entwickeln sowie mit lokalen Experten gemeinsam die überlieferten Erzählungen zu erfassen. Auf beiden Feldern war Kogan maßgeblich beteiligt. Damit ist das Soqotri erstmals, gut 100 Jahre nach seiner wissenschaftlichen Entdeckung, einheitlich und phonologisch fundiert aufgezeichnet worden.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Dr. Natalia Artemieva.


Natalia Artemieva, 1959 in Ekaterinburg (UdSSR) geboren, hat in Moskau Physik und Mathematik studiert und 1996 in beiden Fächern promoviert. Seit 1991 ist sie Senior Researcher am Institute for Dynamics of Geospheres der Russischen Akademie der Wissenschaften und seit 2006 auch Senior Scientist am Planetary Science Institute, Tucson (Arizona, USA). Ihre Forschungen führten sie an die Universitäten in Arizona, Kiel, Toronto, an das Institut de Physique du Globe, Paris, an das Museum für Naturkunde, an das Institute of Interplanetary Space, Rom (Italien) und an das Imperial College, London (Großbritannien).

N. Artemieva betreibt Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Planetologie, Meteoriten- und Impaktforschung. Sie ist eine international ausgewiesene Expertin für physikalisch-mathematische Theorien der Hochgeschwindigkeits-Kollisionen fester Körper im Planetensystem. In ihren Arbeiten finden sowohl die durch die Kollision ausgelöste Ausbreitung und Wirkung von Stoßwellen in festen, flüssigen und gasförmigen Medien als auch jene nachfolgenden Massenbewegungen eine besondere Berücksichtigung, die zur Kraterbildung und zu einer bestimmten räumlichen Verteilung der Auswurfmassen führen. Sie hat bahnbrechende Beiträge zur Entwicklung numerischer Modelle zur quantitativen Erfassung dieser Prozesse vorgelegt, die für die geologische Entwicklung der festen terrestrischen Planeten und Monde von fundamentaler Bedeutung sind und auch Auswirkungen auf die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde haben.

Zusammen mit V. V. Shuvalov und B. A. Ivanov hat sie wesentliche Grundlagen zur Entwicklung von numerischen Codes und Zustandsgleichungen geschaffen, die für Modellrechnungen zur Wechselwirkung fester Körper untereinander und zur Wechselwirkung fester Körper mit Fluiden bei kosmischen Geschwindigkeiten erforderlich sind. Erst diese Methoden ermöglichten die enormen Fortschritte, die in den zurückliegenden 20 Jahren international auf diesem Gebiet erzielt wurden.

Über die physikalisch-geologischen Aspekte hinaus haben ihre Forschungen weitreichende Folgen für eine Neubewertung der biologischen Entwicklung der Erde und des möglichen interplanetaren Transfers von primitiven Lebensformen innerhalb der sogenannten habitablen Zone (Erde – Mars) des Sonnensystems.

N. Artemieva hat damit einen bedeutenden Beitrag zur Akzeptanz eines der beiden grundlegenden Paradigmenwechsel in der Planetologie seit der 1960er Jahre geleistet – nämlich der Erkenntnis, dass die Erde kein geschlossenes System darstellt, sondern durch Prozesse im Planetensystem mit gesteuert wird, die sowohl die geologische Evolution aller terrestrischen planetaren Körper als auch die biologische Evolution der Erde entscheidend beeinflusst haben.

© Foto: Timm Stuetz

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Jan Maria Piskorski.


Jan Maria Piskorski ist als Mediävist ein Vertreter der namhaften Posener Schule der polnischen Geschichtswissenschaften, die traditionell die Geschichte der Germania Slavica in ihre Forschungstätigkeit einbezieht. Er forscht aber auch zu zeit-historischen und geschichtspolitischen Fragen und gehört zu den produktivsten und streitbaren Historikern auf all diesen Gebieten.

J. M. Piskorski studierte von 1976 bis 1979 Geschichte, Archivwesen, Slawistik und Latein in Pozna´n. Nach der Promotion ging er 1988-1989 an die Universität Göttingen. 1991 habilitierte er sich in Pozna´n mit einer Arbeit über die ländliche Kolonisation Pommerns im Mittelalter im Kontext der europäischen Migrationsprozesse. Seit 2003 ist er Professor für Vergleichende Geschichte Europas an der Universität Szczecin. Zugleich nahm er viele andere verantwortliche Aufgaben wahr: Er war stellvertretender Vorsitzender der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission der UNESCO, Vorsitzender der Menschenrechtsstiftung „Humanity in Action, Poland“, Direktor des wissenschaftlichen Verlags PTPN, Gastprofessor an den Universitäten Mainz und Halle.

Von den Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte her kommend, beschäftigt sich Piskorski stetig mit den deutsch-polnischen Begegnungen in einem immer breiteren thematischen und zeitlichen Kontext. Auch geographisch verlagerte sich sein wissenschaftliches Interesse vom südlichen Ostseeraum in immer größere gesamteuropäische Zusammenhänge. Dabei gelingt es ihm, mikrohistorische Prozesse auch im großen Rahmen zur Geltung zu bringen. Wie in einer fotographischen Nahaufnahme werden der Mensch und das Menschliche der Geschichte dort sichtbar, wo sonst die Masse, der Prozess und die Struktur überhand zu gewinnen scheinen. Besonders deutlich kommt diese Perspektive in seinem jüngst erschienenen Buch über Zwangsmigrationen im Europa des 20. Jahrhunderts zum Vorschein. Literarische Form und Dramaturgie helfen dort, schwierigste Probleme der europäischen Geschichte verständlich zu machen, ohne sie zu vereinfachen.

Es ist eines von Piskorskis Hauptverdiensten, dass er die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeit der breiten Öffentlichkeit klar und anspruchsvoll zugleich zu vermitteln vermag. Seine historischen Essays erscheinen in wichtigen Kulturzeitschriften Polens, aber auch Deutschlands oder Spaniens. Kritisch setzt sich Piskorski mit Auswüchsen des nationalen Denkens jedweder Couleur und jeder Provenienz auseinander. Wichtig ist auch sein Beitrag zur Förderung der Übersetzung insbesondere der deutschsprachigen Fachliteratur ins Polnische. In seiner Forschungsarbeit, die aktuelle Traditionskritik und profundes Quellenstudium zu verbinden vermag, geht er Fragen der deutsch-polnischen und anderer Nachbarschaften nach und bedient sich dabei produktiv der beziehungsgeschichtlichen und vergleichenden Methoden. Sein großes internationales Ansehen verdankt er nicht allein seiner fachlichen Leistung und seiner Position in der traditionsreichen Posener Schule, sondern auch seinem mutigen Engagement in den aktuellen geschichtspolitischen Debatten über die deutsch-polnischen Beziehungen, deren Zukunftsaussichten und Gefährdungen. Er gilt als Hoffnungsträger für die weitere deutsch-polnische Annäherung als politische und gesellschaftliche Aufgabe.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Valentina Sandu-Dediu.


Valentina Sandu-Dediu, 1966 in Rumänien geboren, ist eine herausragende junge Musikwissenschaftlerin mit rasch wachsender internationaler Anerkennung. Sie absolvierte in Bukarest eine Ausbildung als Konzertpianistin, entschied sich mit19 Jahren gegen die Solistenlaufbahn und studierte Musikwissenschaft an der Musik-Universität Bukarest. Nach dem Studium arbeitete sie als Assistentin an der Universität, als Redakteurin im zentralen musikwissenschaftlichen Verlag Rumäniens und in einem Forschungsinstitut der Akademie der Wissenschaften. Seit 2003 ist sie Professorin für Musikwissenschaft und Musikgeschichte, von 2005 bis 2008 war sie Vizerektorin der Musik-Universität Bukarest. Ein Stipendium der Alban Berg-Stiftung ermöglichte ihr 1991 einen Forschungsaufenthalt in Wien. Nach ihrer Promotion 1995 erhielt sie 1996/97 ein Stipendium des New Europe College in Bukarest für ein Forschungsprojekt über Rhetorik und Stilistik in der Musikwissenschaft und weilte während dieser Zeit auch am Wissenschaftskolleg zu Berlin und an der Humboldt-Universität zu Berlin. Anfang 2000 ermöglichte ihr das Andrew Mellon-Stipendium erneut einen dreimonatigen Aufenthalt im Wissenschaftskolleg.

Ihre wissenschaftlichen Arbeiten spannen den Bogen von der frühneuzeitlichen Musik, den Manierismus des 16. Jhs., bis zur Musik der Gegenwart. Viel beachtet und in Rumänien mit beträchtlichem Aufsehen verbunden ist ihre Publikation zur rumänischen Musik der Nachkriegszeit (2002; 2006 im Pfau Verlag in deutscher Sprache erschienen), in der sie die verschiedenen Schulen im Hinblick auf ihre politischen und ideologischen Positionierungen bis 1989 untersucht. Sie analysiert die von den Komponisten aufgegriffenen stilistischen und ästhetischen Optionen - die Traditionen der mündlich überlieferten byzantinischen Kirchenmusik und der Folklore - und deckt Einflüsse der nationalkommunistischen Ideologie und direkte politische Einflussnahmen auf. Sie stellt erste Folgen der neuen Verhältnisse seit 1990, vor allem die vielfältigen Einflüsse westeuropäischer Kompositionstechniken und Stilvorstellungen, dar. Das Buch schließt mit lexikonartigen Einträgen zu rund einhundert Komponisten.

V. Sandu-Dediu ist eine Multiplikatorin im besten Sinne. Sie publiziert im rumänischen Kontext nicht nur über rumänische, sondern auch über westeuropäische Musik und über die internationale Postmodernediskussion. In ausländischen Kontexten schreibt sie über die Komponisten ihres Landes und über die Verbindungen zwischen rumänischer und zentraleuropäischer Musik und ist damit eine Botschafterin des noch weithin unbekannten Musikschaffens in ihrem Land.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) -
erhält

Dr. Robert Rejdak.


Robert Rejdak, Jahrgang 1970, hat an der Universität Lublin, Polen, Medizin studiert und am dortigen Institut für Pharmakologie der Medizinischen Akademie promoviert. Wissenschaftlich arbeitet R. Rejdak auf den Gebieten Netzhautdegeneration und Neuroprotektion. Er hat für diese Forschungen international mit Gruppen in Japan, Kanada, Spanien sowie vor allem in Deutschland (Erlangen und Tübingen) zusammengearbeitet. Er publiziert international, seine Arbeiten wurden ausgezeichnet mit dem „Young Investigator’s Award“ der International Society of Ocular Toxology (2002) und als Mitglied der Lubliner Arbeitsgruppe mit dem 1. Preis des polnischen Gesundheitsministers (2004).

R. Rejdak erforscht die Rolle der Kynurenin-Säure an Glutamat-Rezeptoren im Augeninneren. Dem Glutamatsystem wird eine Rolle bei der Krankheitsentstehung zugemessen. Insbesondere findet man erhöhte Glutamatspiegel im Glaskörper bei Glaukomerkrankungen, einer der häufigsten Ursachen von irreversibler Erblindung. Herr Rejdak konnte am Tiermodell zunächst das Vorkommen von Kynurenin-Säure in der Netzhaut und die für deren Synthese notwendigen Aminotransferasen sowie deren Lokalisationen nachweisen.

Es gelang ihm zu zeigen, dass abhängig von dem durch NMDA induzierten Zelltod die Spiegel von Kynurenin-Säure spezifische Veränderungen aufzeigen. Aus der Gesamtschau heraus zeigt sich, dass die Kynurenin-Säure eine erhebliche Rolle bei ophthalmologischen Erkrankungen spielen kann, woraus sich Möglichkeiten der Diagnostik und vielleicht der Therapie solcher Erkrankungen ergeben können. Dies stellt einen bedeutenden Beitrag zur Pathophysiologie des Auges dar. Herr Rejdak gehört damit zu den ganz wenigen Vertretern seines Faches, die sich mit der Pathophysiologie des Auges unter pharmakologischen Aspekten beschäftigen. Weltweit sind in diesem Bereich nicht viele Gruppen tätig. Herrn Rejdaks in jungen Jahren erbrachte Leistung auf diesem Feld ist hoch einzuschätzen.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
- gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) -
erhält

Professor Dr. Krešimir Nemec.


Krešimir Nemec, 1953 in Kroatien geboren, hat Südslawische Sprachen und Literatur sowie Vergleichende Literatur an der Universität Zagreb studiert. 1981 legte er den Magister ab, 1985 wurde er promoviert. 1986 folgte die Ernennung zum Dozenten, 1991 die Ernennung zum außerordentlichen Professor und 1996 die Ernennung zum ordentlichen Professor am Lehrstuhl für neuere kroatische Literatur in Zagreb. Gastdozenturen führten ihn u. a. an die Ruhr-Universität Bochum und die Humboldt-Universität zu Berlin.

Krešimir Nemec hat die kroatische Erzählliteratur, v. a. den Roman, neu gesichtet und damit im Urteil der Gutachter ein völlig neues Bild der kroatischen Literatur entworfen. Mit seiner Sicht auf die Literatur der Moderne hat er insbesondere die Poetik der kroatischen Prosaliteratur des 20. Jahrhunderts auf dem Stand der modernen Textwissenschaft neu erschlossen. Dies geschah insbesondere in der jetzt abgeschlossenen 3-bändigen Geschichte des kroatischen Romans, die als ein neues Standardwerk methodisch innovativ ein Panorama des kroatischen Romans entwickelt, das bislang ein Desiderat darstellte.

Auch in anderen Bereichen der kroatischen Literatur hat er eine neue Sicht begründet und gilt damit als führender Geist in der jüngeren kroatischen Literaturwissenschaft: modern in der Methodologie, sicher im ästhetischen Urteil und international anerkannt. Das von Krešimir Nemec konzipierte und herausgegebene Lexikon der kroatischen Schriftsteller gilt als das lang ersehnte Standardnachschlagewerk der Slawistik.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Nikolai N. Ledentsov.


Professor Dr. Nikolai N. Ledentsov, Jahrgang 1959, studierte am Electrical Engineering Institute in Leningrad. 1982 kam er an das A.F. Ioffe Physical-Technical Institute of the USSR (seit 1991 Russian Academy of Sciences). 1987 schloss er hier als Candidate und 1993 als Doctor of Sciences in Physics and Mathematics ab. Seit 1994 forscht Herr Ledentsov am Ioffe-Institut als Full-Professor und seit 1999 als Principal Scientist. Daneben lehrt er an der Electrical Engineering University of St. Petersburg, seit 1992 als Associate Professor und seit 1994 als Full Professor. Einzelne kürzere Forschungsaufenthalte führten Herrn Ledentsov nach Glasgow/UK und an verschiedene Universitäten der USA. Enge wissenschaftliche Beziehungen konnte er zu Deutschland aufbauen. 1990 kam er zunächst für ein Jahr an das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart und ab 1993 wiederholt als Gastwissenschaftler an die Technische Universität Berlin, u. a. zwei Jahre als Alexander von Humboldt-Stipendiat. Herr Ledentsov wurde 1997 zum jüngsten korrespondierenden Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften berufen.

N. Ledentsov gilt weltweit als Spitzenforscher auf dem Gebiet der Physik und Technologie von Nanostrukturen. Er hat sich insbesondere auf dem Gebiet der Optoelektronischen Festkörperphysik und speziell in der Entwicklung von Quantum-Dot-Lasern einen hervorragenden Namen gemacht. Herr Ledentsov gehört zu einer Gruppe am Ioffe-Institut in St. Petersburg, die weltweit zu den besten gehört, die Halbleiter-Quantenpunkte kontrollieren und mit ausgezeichneter Qualität herstellen können. In einer Vielzahl von herausragenden Publikationen, an denen er maßgeblich beteiligt war, wurde gezeigt, wie verschiedene Wachstumsparameter die Eigenschaften von Quantenpunkten und von Schichten von Quantenpunkten beeinflussen, und dass Molecular Beam Epitaxy die am besten geeignete Herstellungsmethode ist.

Durch das Wirken von N. Ledentsov hat sich zwischen dem Ioffe-Institut und der Festkörperphysik der TU Berlin eine enge Zusammenarbeit entwickelt, die bereits zu weltweit führenden Resultaten auf dem Gebiet der dimensionsreduzierten Halbleiter-Strukturen geführt hat.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Sergej A. Nedospasov.


Professor Dr. Sergej A. Nedospasov, geboren 1952, studierte Biophysik an der Moskauer Universität und Molekularbiologie am Institut für Molekularbiologie der Akademie der Wissenschaften. 1980 wurde ihm der Ph.D. in Biologie und 1990 der Doctor of Sciences verliehen. Seit 1975 war er – unterbrochen von wissenschaftlichen Auslandsaufenthalten, u. a. als Postdoc am Schweizerischen Institut für experimentelle Krebsforschung, Lausanne – in verschiedenen Positionen am Engelhardt Institut für Molekulare Biologie der Akademie der Wissenschaften in Moskau tätig, seit 1999 als Professor und Direktor des Laboratoriums für Molekulare Immunologie. Zugleich ist er Professor am Belozersky Institut für Physikalisch-Chemische Biologie der Universität Moskau. Daneben ist Herr Nedospasov bereits seit 1993 Visiting Scientist und Group Leader am Frederick Cancer Research and Development Center, National Institutes of Health/National Cancer Institute in Frederick, Maryland/USA.

Die hervorragenden Arbeiten des Engelhardt Instituts waren in den westlichen Ländern nur Spezialisten bekannt, weil sie oft nur auf Russisch oder in kleineren internationalen Zeitschriften publiziert werden konnten. So ist kaum bekannt, dass auch Professor Nedospasov die Technik der DNase Hypersensivitätskartierung entwickelt hat. Zu seinen weiteren Leistungen zählt die Charakterisierung des TFN Lokus und der Nachweis der engen linkage von TNF und Lymphotoxin sowie die Isolierung des Lymphotoxingens. In jüngster Zeit hat er sich mit der Assoziation von inflammatorischen Erkrankungen mit Polymorphismen auf dem TNF Lokus beschäftigt, die auch für das sich entwickelnde Gebiet der Pharmakogenetik eine wichtige Rolle spielen dürften.

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Thomasz Mikocki.


Professor Dr. Tomasz Mikocki, geboren 1954 in Komienice/Polen, studierte Klassische Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Warschau. 1981 wurde er dort promoviert und 1987 für das Fach Klassische Archäologie habilitiert. Herr Mikocki ist Professor für Archäologie an der Universität Warschau.

Professor Mikocki hat sich bei der Sicherung, Erschließung und interpretatorischen Sichtung der Antikensammlungen seiner Heimat verdient gemacht, und zwar sowohl derjenigen im klassischen Polen als auch derjenigen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, in Schlesien, der Neumark, Brandenburg, Hinterpommern und Ostpreußen und schließlich auch derjenigen in russischen Sammlungen, die auf diese Weise in die Synopsis vom einstigen und jetzigen Antikenbesitz in Mittel- und Osteuropa einbezogen wurden. Mit dieser Arbeit, die in mehreren Monographien dokumentiert ist, hat Professor Mikocki bereits in der Zeit des „kalten Krieges“ Wesentliches für den Erhalt und das Verständnis der übernationalen Kulturtraditionen im ostmitteleuropäischen Raum geleistet.

Außerdem legte Professor Mikocki wichtige Studien zur Antikenrezeption vor, die – auf dem Überschneidungsfeld von Altertumswissenschaft und Kunstgeschichte angesiedelt – die gesamteuropäische Identität der mitteleuropäischen Geschichte, vor allem des 18. Jahrhunderts, festmachen. Mit seinen Arbeiten, denen eine strikt durchgeführte Methodik zugrunde liegt, leistet er einen entscheidenden Beitrag zu einer kulturgeschichtlichen Neuorientierung der europäischen Archäologie.
 

Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
– gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) –
erhält

Professor Dr. Andrei Pleşu.


Professor Dr. Andrei Pleşu, geb. 1948 in Bukarest, studierte Geschichte und Kunsttheorie an der Universität Bukarest. 1980 wurde er promoviert. Es folgten eine Dozentur an der Universität Bukarest, ein Studienaufenthalt in Heidelberg, Arbeit als Wissenschaftler am Institut für Kunstgeschichte und schließlich 1989 politisches Exil und Hausarrest. 1990/91 wurde Andrei Pleşu Kulturminister der rumänischen Regierung, seit 1991 ist er Professor an der Akademie der Schönen Künste und Direktor des Instituts für Kunstgeschichte in Bukarest. 1992 war er Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin. 1993 erhielt er den „New Europe Prize“ und 1994 wurde er erster Direktor des „New Europe College“ in Bukarest.

Als Kunsthistoriker ausgewiesen, hat sich Andrei Pleşu mit für sein Land und für andere südosteuropäische Länder bedeutsamen politischen Themen auseinandergesetzt und seine Gedanken in wissenschaftlich-analytischen Essays – wegen der Zensur oft mit anachronistischen Bezügen – Ausdruck verliehen. Wegen seiner unbeugsamen Haltung in den Zeiten der Diktatur und seiner intellektuellen Integrität genießt er in seinem Land und im übrigen Europa hohes Ansehen, das er für die Entwicklung des geistig-akademischen Lebens in Rumänien einsetzt.

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