Medizinische Physik
Walter Friedrich wurde 1883 als Sohn einer Ingenieursfamilie in Salbke bei Magdeburg geboren. Nach dem Abitur 1905 studierte er zunächst Musik und Violine in Genf. Noch im selben Jahr begann F. jedoch, anfangs noch neben seiner Musikerausbildung, mit einem Physikstudium, zunächst in Genf, dann in München. 1911 wurde F. an der Universität München bei Wilhelm Conrad Röntgen mit einer Arbeit über die damals noch X-Strahlen genannten Röntgenstrahlen promoviert. Bis 1914 arbeitete F. als Assistent von Arthur Sommerfeld am Theoretisch-Physikalischen Institut der Münchener Universität. Gemeinsam mit Max von Laue und Paul Knipping konnte F. 1912 experimentell nachweisen, dass sich Röntgenstrahlen wellenförmig ausbreiten – eine Entdeckung, für die von Laue 1914 der Nobelpreis für Physik zuerkannt wurde. F. gilt als Pionier der Strahlenforschung und Mitbegründer der Biophysik. Als einflussreich erwiesen sich seine Arbeiten zu Strahlenschäden und zur Strahlentherapie von Krebserkrankungen.
1914 übernahm F. die Leitung des Röntgenologischen Instituts der Universitäts-Frauenklinik Freiburg. Nach seiner Habilitation (1917) und der Ernennung zum Außerordentlichen Professor (1922) dort wurde F. 1922 zum Ordentlichen Professor für Medizinische Physik und Strahlenkunde an die Berliner Universität berufen und zum Leiter des Instituts für Strahlenforschung an der Charité ernannt. 1929 war er Dekan der Berliner Medizinischen Fakultät. Während des Zweiten Weltkrieges wurde F.s Institut zunächst nach Thüringen und dann nach Niedersachsen ausgelagert. 1947 kehrte F. an die Berliner Universität zurück, wo er zunächst den Wiederaufbau seines Instituts leitete. 1949 bis 1952 amtierte F. als Nachfolger von Johannes Stroux als Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin. Ebenfalls 1949 wurde F. zum Ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gewählt.
Zeitgleich mit dem Wiederaufbau des Instituts für Strahlenforschung an der Berliner Universität widmete sich F. dem Aufbau eines Instituts für Medizin und Biologie an der Akademie, das er seit 1948 zunächst als Direktor und seit 1955 als Präsident leitete. 1961 wurde F. schließlich auch zum Präsidenten des aus diesem Institut hervorgegangenen Medizinisch-Biologischen Forschungszentrums der Akademie gewählt. Von 1951 bis 1956 übernahm F. als Präsident die Gesamtleitung der Akademie. Anschließend war er bis 1958 deren Vizepräsident. Während der Präsidentschaft F.s wurde die Akademie 1951 dem Ministerrat der DDR direkt unterstellt mit dem Ziel, die Akademie zur zentralen sozialistischen Forschungseinrichtung zu entwickeln. Neben seiner Leitungstätigkeit in der Akademie übernahm F. als Vertreter der von der SED umworbenen „bürgerlichen Intelligenz“ auch politische Ämter, ohne selbst Mitglied der Partei zu sein. So gehörte er zwischen 1949 und 1954 der Volkskammer an. Bis zu seinem Tod war er zudem Vorsitzender des Friedenskomitees bzw. Präsident des Friedensrats der DDR. 1968 starb F. in Berlin.