Klassische Philologie, alte Geschichte und Archäologie
Werner Hartke wurde 1907 im hessischen Eschwege als Sohn des Altphilologen und späteren Bildungspolitikers Wilhelm Hartke und dessen Frau Tilly geboren. Der Vater wurde 1943 wegen Widerstands gegen die NS-Diktatur verhaftet. Nach dem Abitur 1925 studierte H. Klassische Philologie und Archäologie an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, an der er 1932 promoviert wurde und als wissenschaftlicher Assistent arbeitete. 1934 wechselte H. als Lektor und späterer außerplanmäßiger Oberassistent an die Universität Königsberg. 1937 trat er der NSDAP bei. 1939 habilitierte sich H. mit einer Arbeit über „Geschichte und Politik im spätantiken Rom“ und wurde zum „Dozenten neuer Ordnung“ ernannt. 1944 wurde er zum Ordentlichen Professor für Klassische Philologie und Direktor des Instituts für Altertumskunde in Königsberg berufen. Seinen Verpflichtungen als Ordinarius konnte H. jedoch nicht nachkommen, da er seit September 1939 zur Wehrmacht eingezogen war, zuletzt als Hauptmann und Mitarbeiter der militärischen Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht.
Am Ende des Krieges kehrte H. zunächst zu seiner Familie zurück und übernahm zum Sommersemester 1945 an der Universität in Göttingen eine Assistenzvertretung am Institut für Altertumskunde. Im selben Jahr trat er der KPD bei, seit 1946 gehörte er der SED an. 1948 ging H. an die Universität Rostock, wo er eine Professur mit vollem Lehrauftrag für Klassische Philologie wahrnahm. 1949 bis 1951 amtierte er als Dekan, ab 1954 als Prorektor für Forschungsangelegenheiten. 1955 folgte H. einem Ruf auf den Lehrstuhl für Lateinische Sprache und Literatur an der Humboldt-Universität zu Berlin. Als Direktor des Instituts für Altertumskunde, Dekan der Philosophischen Fakultät (1955 bis 1957) und Rektor der Universität (1957 bis 1959) setzte er mit Härte und Geschick die politischen und wissenschaftspolitischen Richtlinien der SED um. Das Ministerium für Staatssicherheit führte ihn als „Geheimen“ bzw. „Gesellschaftlichen Mitarbeiter Sicherheit“ (GM).
Zum Ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin wurde H. 1955 gewählt. Im gleichen Jahr übernahm er auch die Leitung des neu gegründeten Akademie-Instituts für griechisch-römische Altertumskunde. 1958 erfolgte seine Wahl zum Akademiepräsidenten, ein Amt, das er bis 1968 innehatte. Bis 1972 war H. anschließend Vizepräsident der Akademie. In seiner Amtszeit als Akademiepräsident erfolgten der Ausschluss von Ernst Bloch (1961) und die statutenwidrige Streichung Robert Havemanns aus der Mitgliederliste der Akademie (1966). Die Umstrukturierung der Akademie und ihrer Institute zu Zentralinstituten im Zuge der Akademiereform 1968 bis 1972 begleitete er als Vizepräsident. Der Gelehrtengesellschaft der nunmehrigen Akademie der Wissenschaften der DDR gehörte H. bis zu deren Auflösung 1992 an. Er starb 1993 in Berlin.