Die Initiative Telota feierte mit einer Tages- und Abendveranstaltung ihren zehnten Geburtstag. Die Tagesveranstaltung wurde von den Mitarbeitern von Telota und ihren Kooperationspartnern bestritten. Zur Abendveranstaltung konnte Richard Stallman für den Festvortrag gewonnen werden.
Das reichhaltige Programm der Tagespräsentationen begann mit einer Einführung des langjährigen Vorsitzenden der Telota Steuerungsgruppe, Martin Grötschel. In seiner Präsentation stellte er die einzelnen Phasen, die die Telota-Initiative in den vergangenen zehn Jahren durchlaufen hat, vor. Mehrfach wurde in der Geschichte von Telota das Projekt als beendet erklärt. Dennoch wurde es 2003, 2006, 2008 und zuletzt 2010 durch den Rat der Akademie verlängert. Vier Phasen durchlief Telota, von der Schaffung der Grundlagen über die Bestandsaufnahme und das Projekt des Monats, gefolgt von Entwicklung und Standardisierung. Zur Zeit befindet sich Telota in der Phase Kooperation und Vernetzung und sieht dort seine Arbeitsschwerpunkte. Neben der aktiven Einwerbung von Drittmitteln für die Projekte Personendatenrepositorium , musici , Wissensspeicher und Dariah-DE unterstützt Telota die Vorhaben der Akademie bei deren Antragsstellung. Die Vernetzung findet auf drei Ebenen statt: Regional, national und international.
Dem Vortrag von Martin Grötschel folgte Alexander Czmiel. Anhand der - noch nicht veröffentlichten - digitalen Editionen der Urkunden Karls IV. (MGH) und des Opus Postumum von Immanuel Kant gab er einen Einblick in die vielfältigen Funktionen, die eine digitale Edition heutzutage bieten kann. Datenvisualisierung und Informationsvermittlung durch Zeitleiste und Landkarte einerseits und Text-Bild-Verlinkung bei der Edition der Handschriften Kants demonstrierten eindrucksvoll das Arbeitsspektrum von Telota.
Anschließend positionierte Markus Schnöpf die Telota Initiative im größeren nationalen und internationalen Umfeld und zeigte, dass die Initiative in den Digital Humanities angesiedelt ist. Neben der Bildung von Standards in den Digital Humanities steht das Vernetzen der einzelnen Projekte auf der Tagesordnung der Digital Humanities wie auch Telota. Ein weiterer Punkt betraf die Verankerung der Digital Humanities an den Universitäten. Telota ist seit Winter 2010 mit einem Seminar zu digitalen Editionen an der Freien Universität vertreten.
Herr Neumann, Leiter der Arbeitsgruppe Telota, beendete den ersten Teil der Veranstaltung mit der Präsentation des Personendatenrepositoriums. Das Projekt wird seit zwei Jahren von der DFG gefördert und sammelt die an der Akademie in verschiedenene Vorhaben gesammelten Personendaten. In seinem Vortrag legte er Emphasis auf die Darlegung des Datenmodells und die Anwendungssoftware Archiv-Editor . Auch der Aufbau von Schwesterrepositorien, wie z.B. das musici Projekt, kann zu den Erfolgsgeschichten dieses Projekts gezählt werden.
Damit endete der erste Teil der Veranstaltung, in welchem die Sicht der Telota-Initiative dargelegt wurde. Im anschließenden Teil berichteten Kooperationspartner ausser- und innerhalb der Akademie über ihre elektronischen Projekte und die Anknüpfungspunkte zu Telota.
Den Anfang machte in dieser Sektion Britta Kägler vom DHI Rom . Sie berichtete über die internationale Musiker-Datenbank und lotete die Chancen internationaler Forschungskooperationen aus. Ihr Praxisbericht über die Verwendung des Archiv-Editors zeigte verschiedene Probleme, aber auch Chancen internationaler Projekte, wie die Schaffung einer internationaler Benutzeroberflächen für Software, aber auch die Verwendung einer einheitlichen Terminologie in der Datenakquisition.
Frau Roth demonstrierte die digitale Ausgabe der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGAdigital ). Sie stellte aus der Sicht der Wissenschaftlerin die Vorzüge der elektronischen Edition dar, wie das Aufschlagen mehrere Bände auf einem virtuellen Schreibtisch und die einfache Verwendung der Indices. So erlaubt die elektronische MEGA einen zeitsparenden Vergleich verschiedener Versionen eines Textes, was gerade im Bereich der Marx'schen Schriften aufgrund der Bearbeitung durch Engels besonders wichtig ist.
Aline Deicke und Thorsten Schrade von der digitalen Akademie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz berichteten in ihrem Vortrag von der Umsetzung digitaler Projekte in ihrem Umfeld. Auch der Entstehung des ersten Kooperationsprojekt zwischen Mainz und Berlin, nämlich der für diesen Sommer anvisierten Onlinestellung von Beständen der Freiburger und Potsdamer Glasmalerei-Foschungsstellen widmeten sie Zeit.
Der Nachmittag wurde mit einem engagierten Vortrag des Arbeitsstellenleiters des Akademienvorhabens Corpus Coranicum Michael Marx beendet. Er berichtete über die starke informationstechnologische Ausrichtung, die das Projekt nach Einrichtung erhalten hat. Die einzelnen Module des Projekts basieren auf Datenbanken. Momentan werden der Koran und ein Kommentar zum Koran in XML getaggt.
Die Abendveranstaltung war der Höhepunkt des Festtags. Als Redner konnte Richard Stallman gewonnen werden. Der Leibniz-Saal musste wegen Überfüllung geschlossen werden und die, die noch Platz in der Akademie gefunden hatten, wurden mit einem kenntnisreichen Vortrag über die veränderten Rahmenbedingungen des Copyrights im digitalen Zeitalter belohnt. Eine Zusammenfassung des Vortrags kann auf heise.de eingesehen werden. Auch können wir einen Mitschnitt des Vortrags hier zum Download im offenen OGG-Format anbieten. Bitte beachten Sie, dass für die Audio-Datei folgende Lizenz gilt: CC BY-ND 3.0