Leibniz, Humboldt, Jean Paul, Marx, Engels, Schleiermacher, Iffland, Galen, Aristoteles uvm. – Frauen als Protagonistinnen, weibliche Perspektiven und geschlechterspezifische Aspekte im Allgemeinen sind in den Forschungsprojekten der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stark unterrepräsentiert, das gilt auch für andere Geschlechtsidentitäten und marginalisierte Personengruppen. TELOTA und die Frauenvertretung möchte in der BBAW ein stärkeres Bewusstsein für diesen bestehenden Gender-Data-Gap und daraus resultierende Probleme schaffen sowie in verschieden Formaten (Workshops, Vorträge, Beiträge) dazu anregen, Ideen und Verfahren zu entwickeln, wie die Datenlücke mit Hilfe der Digital Humanities langfristig geschlossen (oder zumindest verkleinert) werden kann.
Unter dem Begriff Gender-Data-Gap versteht man das Phänomen, dass in Datenerhebungen Frauen und andere marginalisierte Personengruppen häufig unterrepräsentiert sind. Im gesamten Forschungsprozess wird meist nicht oder zu wenig auf geschlechterspezifische Aspekte geachtet. Dies führt zu einer Datenlücke zu Ungunsten von beispielsweise Frauen. In digitalen Editionen geht dieser Datenlücke oft bereits eine Quellenlücke voraus, d. h. die Überlieferung von Quellen, die von Frauen oder über Frauen verfasst wurden, ist lückenhaft. Auch wenn es derzeit an der BBAW kein Projekt gibt, dass sich explizit einer Frau widmet, so spielen weibliche Perspektiven in vielen Forschungsvorhaben eine große Rolle, beispielsweise als Briefpartnerinnen ‚großer Männer‘, deren Korrepsondenzen auch eigenen Wert haben können.
Digitale Methoden können dabei helfen, Frauen und marginalisierte Perspektiven im Allgemeinen stärker sichtbar zu machen und die Kategorie „Geschlecht“ als Forschungs- und Analysekategorie besser zu nutzen. Dies erfordert jedoch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Daten und Gender, denn andernfalls wird die historisch bedingte Benachteiligungen von Frauen und anderen marginalisierten Personengruppen in digitalen Projekten und bei der Entwicklung von Tools fortgeschrieben und reproduziert. Gerade im Umgang mit Tools und Methoden der künstlichen Intelligenz, deren Rohstoff vorhandene Daten sind, ist ein kritisches Bewusstsein über den Gender-Data-Gap bzw. die Gender-Data-Bias erforderlich.
Seit 2023 organisieren TELOTA und die Frauenvertretung Workshops und andere Veranstaltungen, um an der BBAW für eine geschlechtergerechtere Forschung zu sensibilieren. Es geht dabei darum, miteinander ins Gespräch zu kommen und Ideen zu entwickeln, wie die Digital Humanities bei der Sichtbarmachung und Beforschung von Frauen und anderen marginalisierten Personengruppen in den digitalen Projekten der BBAW unterstützen können.
Wenn Sie Ideen für Veranstaltungen und andere Initiativen haben sowie für Fragen und Kritik, kommen Sie gerne auf uns zu!
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