In Europa sehen wir heute zwar Griechenland und Spanien als die Schuldnerstaaten par excellence an, aber auch Deutschland hat hundert Jahre lang mit der An- und Aberkennung von Schulden Erfahrungen gesammelt. Wie ging man denn mit eigenen „Staatsschulden“ um? Der Vortrag holt diese Konfliktgeschichte ins Licht der aktuellen Diskussion.
Die Geschichte beginnt mit dem Ersten Weltkrieg und den Reparationen, die Deutschland im Versailler Vertrag auferlegt wurden. Sie wurden 1924 (Dawes) privatisiert und als Schuldpapiere in die internationalen Finanzmärkte eingespeist. Entsprechend ging man mit Schuldpapieren der Bundesländer, der Gemeinden, ja selbst von Religionskörperschaften um. Die Geschichte führt über die Weltwirtschaftskrise zur Negation aller Verpflichtungen im Dritten Reich zur Teilanerkennung im Londoner Abkommen mit der Bundesrepublik von 1953. Sie endet nach 1990 mit dem Einbeziehen der Verpflichtungen auf dem Gebiet der DDR und 2014 mit dem Abschluss der letzten Prozesse, die Inhaber nicht anerkannter Schuldpapiere vor US-Gerichten
gegen die Bundesrepublik führten.
Ein Jahrhundert Erster Weltkrieg ist auch ein Jahrhundert An- und Aberkennung von Schulden. Das wird selten gesehen, doch sind diesem Kapitel einige Lehren über heutige Staatsschuldenkrisen zu entnehmen.
Begrüßung
Günter Stock
Akademiepräsident
Einführung
Christoph Möllers
Humboldt-Universität Berlin
Akademiemitglied
Der griechische oder der spanische Weg?
Deutschland als Schuldnernation: Von Weimar zur Wiedervereinigung
Richard M. Buxbaum
University of California, Berkeley