Die Chirurgie galt bereits in der Antike als ältester Teilbereich der Medizin; in der homerischen Ilias behandeln Ärzte Verletzungen und (Kriegs-)Verwundungen. Innerhalb des Corpus Hippocraticum finden sich eine Reihe von chirurgischen Traktaten. Galen, der sich selbst als Vollender der hippokratischen Medizin sah, gab erstaunliche Proben seines chirurgischen Könnens. Gleichwohl waren die Möglichkeiten der antiken Chirurgie begrenzt. In den Heilwunderberichten über Asklepios, den wichtigsten Heilgott der Antike, spielten allerdings phantastische Operationen eine wichtige Rolle.
Der Vortrag stellt dar, wie sich die antike Chirurgie entwickelte, welche Möglichkeiten und Grenzen sie hatte, inklusive des rätselhaften "Chirurgieverbots" im Hippokratischen Eid. Parallel zur realen Chirurgie werden die spektakulären Eingriffe des Asklepios betrachtet. Einige Beispiele, so die erste überlieferte Trennung von Siamesischen Zwillingen, zeigen, dass die antike Chirurgie zu singulären Spitzenleistungen befähigt war.
Die "CMG-Lecture on Ancient Medicine" hat zum Ziel, ausgewählte Themenbereiche der antiken Medizin und ihre aktuelle Relevanz einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Sie findet einmal jährlich statt.
Einführung
Roland Wittwer
BBAW
Phantastische Operationen:
Antike Chirurgie zwischen Wunder und Wirklichkeit
Karl-Heinz Leven
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina