Lukas Recker-Hamm

Wolfgang Lukas (Universität Wuppertal/Zürich) / Ute Recker-Hamm (Universität Trier): Der Einsatz von XML für die textgenetische Edition von C.F. Meyers Briefwechsel: Motivation, Erfahrungen und Perspektiven

I DIE AUSGABE:
Die Reihe C. F. Meyers Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe (Hg. Hans Zeller, Bern: Benteli 1998ff.) setzt sich zum Ziel, wesentliche und bislang nicht erschlossene Briefwechsel des Dichters zugänglich zu machen. Das aktuelle Projekt gilt der Edition des Briefwechsels mit dem Verleger Hermann Haessel (Bd. 4: ca. 2500 Briefe und Dokumente in 8 Teilbd., hg. Wolfgang Lukas und Hans Zeller, Bern 2008–2013). Die Edition ist an der Universität Zürich angesiedelt und wird vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert. Vorauss. Laufzeit: bis ca. 2013. Homepage: www.cfmeyer.ch 

II DAS EDITIONSMODELL:
Die Ausgabe erhebt den Anspruch auf möglichst originalgetreue (‚authentische‘) Wiedergabe der Brieftexte und deren ausführliche historisch-biographische Erläuterung. Ausgehend von der Prämisse der prinzipiellen Relevanz non- bzw. paraverbaler Kommunikation im Privatbriefwechsel werden möglichst viele Parameter der ‚Materialität‘ des handschriftlichen Zeugen – wie Schriftwechsel, Verschreibungen, Verbesserungen, Zusätze etc. – mithilfe von geeigneten Zeichen im Brieftext selbst ‚integral‘ wiedergegeben. Ziel ist eine textgenetische Edition, die den zwei Bedürfnissen nach Text/Produktorientierung einerseits und Dokument/Prozessorientierung andererseits Rechnung zu tragen versucht und einen mittleren Weg zwischen einer radikal mimetischen (Vollfaksimile mit diplomatischer Umschrift) und einer konventionell normierenden und emendierenden Ausgabe beschreiten will.

III TECHNISCHES ARBEITSVERFAHREN: VON WORD ZU XML
Nachdem die Bände 1 bis 3 mit Microsoft Word bearbeitet und die rund 2500 Briefe der nächsten Bände unter Verwendung von Formatvorlagen transkribiert worden waren, wurde im Zuge der Arbeit am aktuellen vierten Band auf eine XML-gestützte Arbeitsweise umgestellt. Dazu wurde eine projektspezifische Document Type Definition (DTD) entwickelt, die sich an die Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI) anlehnt. Eine besondere Herausforderung der DTD-Entwicklung bestand darin, dem oben skizzierten Mittelweg zwischen mimetischer und normierender Editionsweise gerecht zu werden. Die entwickelte DTD erlaubt nicht nur die adäquate Auszeichnung der edierten Briefe, sondern schränkt die Anzahl der möglichen Auszeichnungen auf die projektrelevanten Strukturen ein, wodurch den Bearbeiterinnen und Bearbeitern gleichzeitig ein technisches Hilfsmittel zur Einhaltung der editorischen Projektrichtlinien für die tägliche Arbeit an die Hand gegeben wird.
Die editorische Arbeit wird in einem kommerziellen XML-Editor (XMLSpy) ausgeführt, wobei XSL-Transformationen die kodierten Briefe für verschiedene Arbeitsschritte aufbereiten (z.B. in eine Leseansicht, die weitgehend dem späteren Layout des Briefs im gedruckten Band entspricht). Der Satz der XML-Daten erfolgt mit dem Tübinger System von Textverarbeitungsprogrammen (TUSTEP), ebenso wie die Konvertierung der transkribierten Briefe aus Word nach XML.

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