Eusebius von Caesarea († vor 341)
Kommentar zu den Psalmen - Projektphase 2011-2021
Eusebius von Caesarea ist als Archeget der Kirchengeschichtsschreibung, aber auch als Theologe und als Apologet bekannt. Da ihm die von dem alexandrinischen Universalgelehrten Origenes aufgebaute große Bibliothek in Cäsarea noch zur Verfügung stand, leistet er als Gewährsmann zahlreicher Exzerpte sonst verlorener Werke unschätzbare Dienste. Wenig untersucht sind seine auf Origenes aufbauenden exegetischen Arbeiten, die abgesehen vom spirituellen Wert sowie kultur- und wissenschaftsgeschichtlichen Informationen für die Rekonstruktion der Hexapla äußerst wichtig sind, also jenes (weitgehend verlorenen) synoptischen Sammelwerks, in dem Origenes die hebräische Urfassung des Alten Testamentes verschiedenen griechischen Übersetzungen gegenüberstellte.
Die kritische Edition des Eusebianischen Psalmenkommentars wird von drei Mitarbeitern in Angriff genommen, die entsprechend zur frühbyzantinischen Dreiteilung des Psalters den Kommentar zu je einem Drittel bearbeiten. Die wenigen Träger direkter Teilüberlieferung müssen durch Textzeugen aus byzantinischen „Kettenkommentaren“ (nämlich aus der palästinischen und der Niketas-Katene) ergänzt werden. Obwohl kein Zweifel daran bestehen kann, dass Eusebius einen vollständigen Kommentar hinterlassen hatte, stehen besonders am letzten Teil intensive Untersuchungen zur Echtheitsfrage an, da der Text nur noch fragmentiert in Katenenüberlieferung vorliegt. Neben der bekannten Verquickung mit der Origenes-Tradition, die sich vielleicht nicht in allen Fällen entwirren läßt, erschweren Kontaminationen mit der Tradition des Theodoret von Cyrrhus und der palästinischen Katene die Editionsarbeit. Die Unterscheidung von antiochenischer und alexandrinischer Exegese wird schon durch diese Tatsache als eher moderne Sichtweise relativiert.
Die Literatur zu Eusebius ist gesammelt im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon: http://www.bbkl.de/e/eusebius_v_cae.shtml
Theodoret von Cyrrhus (um 393-466)
Kommentar zum Buch Daniel - Projektphase 2011-2017
Der aus Antiochia stammende Theodoret wurde 423 zum Bischof der nordsyrischen Stadt Cyrrhus gewählt und ist vor allem durch seine Rolle im christologischen Streit bekannt. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde Theodoret zunächst seines Bischofsamtes enthoben und verbannt, später aber rehabilitiert; im sechsten Jahrhundert wurden einzelne seiner Schriften erneut verurteilt. Trotz dieser Turbulenzen hat er eine große Menge an Schriften verfaßt, die nahezu alle Genres der antiken christlichen Literatur umfassen. Seine exegetischen Arbeiten haben den Ruf einer in jeder Hinsicht exzellenten Qualität. Er wird mitunter sogar der‚ bedeutendste Erklärer der Heiligen Schrift im Altertum‘ genannt. Theodoret gilt außerdem als der herausragende Vertreter der griechischsprachigen Literatur Syriens in seiner Zeit.
In seinen Bibelauslegungen verbindet Theodoret besonders geschickt die sorgfältige Interpretation des konkreten Textsinnes auf der historischen Bedeutungsebene mit der des übertragenen Sinns. Unser Autor stellt sich so in die Tradition seiner großen Vorgänger Diodor von Tarsus und Theodor von Mopsuestia – allerdings nicht ohne sich auch kritisch mit deren Erbe auseinanderzusetzen. Theodoret diskutiert interessanterweise auch die zeitgenössische jüdische Exegese und plädiert dafür, Daniel zu den großen Propheten des Alten Testaments zu zählen.
Der in zehn Büchern vorliegende Danielkommentar, in dessen Prolog Theodoret bedeutsame Hinweise zu Theorie und Praxis der Exegese gibt, bietet sich für eine Edition besonders an, um seine interpretatorische Methode zu veranschaulichen. Dieses Werk, das zwischen 431 und 433 entstanden ist, soll im Rahmen des Projekts in einer kritische Edition aufbereitet werden.
Weiterführende Informationen und Literatur:
Klaus-Gunther Wesseling, Art. Theodoret von Kyros, BBKL XI, 1996, 936-957
Cyrill von Alexandrien (†444)
Die Schriften
De adoratione et cultu in spiritu et veritate
und
Glaphyra in Pentateuchum - Projektphase 2018-2032
Der alexandrinische Kirchenlehrer Cyrill wurde 412 als Nachfolger seines Onkels Theophilus auf den alexandrinischen Bischofsstuhl gewählt und erlangte besonders durch sein forsches Auftreten im Kampf gegen Häresien Berühmtheit und den Ruf eines streitsüchtigen Kirchenmachthabers. Literarisch war er außerordentlich produktiv; neben den dogmatischen Werken nehmen die exegetischen Schriften den größten Teil ein. Allerdings konzentrierte sich die Forschung bis vor wenigen Jahren hauptsächlich auf den Dogmatiker, weniger auf den Exegeten Cyrill. Doch eine Auseinandersetzung mit antiochenischen Theologen findet nicht nur auf dogmatischer Ebene statt, sondern auf Bibelexegese bezogen auch in den Kommentaren.
Um die Auslegungsmethode Cyrills näher zu beleuchten, sollen im Projekt zwei textlich schlecht erschlossene exegetische Werke zum Alten Testament, welche auf jeweils eigene Art ausgewählte Stellen aus der Bibel kommentieren, erstmals kritisch ediert werden.
Weiterführende Informationen und Literatur:
Friedrich Wilhelm Bautz, Art. Cyrill von Alexandrien, BBKL I, 1990, 1183-1186
http://www.bbkl.de/c/cyprill_v_a.shtml
Hesychius († nach 451)
Die Schriften
De titulis psalmorum/Scholia in psalmos
und
Commentarius magnus in psalterium - Projektphase 2022-2032
Hesychius von Jerusalem, über dessen Leben man praktisch nichts weiß, wird aufgrund der bisherigen modernen kritischen Editionen vor allem als Prediger an der Jerusalemer Grabes- (bzw. Auferstehungs-)kirche wahrgenommen. Sein Werk enthält allerdings neben den Predigten auch bemerkenswerte Bibelkommentare im alexandrinischen Stil. Da die Theologie des Hesychius von der traditionellen Dogmengeschichtsschreibung der antiochenischen Schule zugerechnet wurde, lohnen Arbeiten an seinen Texten für ein Projekt über alexandrinische und antiochenische Bibelexegese besonders. Da die Psalmenkommentierung einen Schwerpunkt des Unternehmens bildet und Hesychius gleich zwei Werke zu diesem insbesondere für das Mönchtum zentralen biblischen Buch vorgelegt hat, die spannende Studien zu den Gattungsfragen ermöglichen, wurden diese zwei Werke für die Edition ausgewählt.
Severian von Gabala († um 408)
Das Homilienwerk - Projektphase 2022-2032
Als ambitionierter Prediger und Verfechter antiochenischer Exegese war der Bischof Severian in Konstantinopel um die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert sehr erfolgreich, insbesondere auch am kaiserlichen Hof, so dass er auf das politische Geschehen seiner Zeit aktiv Einfluss nehmen konnte. Seine Homilien sind in der Form der Diatribe verfasst. Von dogmengeschichtlicher Bedeutung sind vor allem seine christologischen Positionen; seine streng am biblischen Schöpfungsbericht orientierten Kosmosvorstellungen wurden von Kosmas Indikopleustes in dessen Topographia Christiana aufgenommen. Vom Unternehmen vorgesehen ist eine Gesamtedition des Corpus Severianum. Die einzelnen Homilien zu Abschnitten des Alten und Neuen Testaments sollen dabei nach ihrem Platz im Ablauf des liturgischen Jahres geordnet werden.
Weiterführende Informationen:
K.-H. Uthemann, Art. Severian von Gabala, BBKL IX, 1995, 1487-1504