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Akademiegespräch zur Lage: Harold James im Gespräch mit Christoph Markschies über die Globalisierung von heute und morgen und ihre Krisen.
Aufzeichnung vom 17.01.2023
Die vernetzte Welt scheint zu wanken. Nahrungsmittelknappheit führt zu Hungersnöten, Infektionskrankheiten breiten sich wieder aus, man klagt über Inflation, soziale Unruhen flammen auf, politische Systeme werden in Zweifel gezogen, bröckeln und zerfallen. Die gegenwärtige Pandemie weist Parallelen zu früheren Momenten auf, zu den Hungersnöten und Revolutionen Mitte des 19. Jahrhunderts sowie zu den Angebotsschocks der siebziger Jahre, in deren Zuge man die Globalisierung neu interpretiert und ausgestaltet hat. Zusätzlich verändern Kriege die politische Ordnung fundamental. In seinem Buch „Schockmomente“ analysiert Akademiemitglied Harold James (Princeton University | Woodrow Wilson School of Public and International Affairs) jüngst die Entstehung und Wandlungen der modernen Weltwirtschaft, indem er die großen wirtschaftlichen und politischen Krisen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute miteinander in Beziehung setzt.
Von den Hungersnöten ab 1840 über die Hyperinflation 1923, die Ölkrise der siebziger Jahre, die Finanzkrise 2008/09 bis zur Coronakrise lässt sich beobachten, wie Versorgungsengpässe und steigende Preise politische Systeme wie auch ökonomisches Denken revolutionieren. Erstaunlicherweise entsteht auf dieser Basis mehr, nicht weniger Globalisierung. Die gegenwärtigen mehrfachen Krisen – Covid, Ukraine, Klima, Populismus – sollten demnach als Vorankündigungen oder Begleiterscheinungen einer neuen Globalisierungswelle verstanden werden. Akademiepräsident Christoph Markschies kommt mit dem Autor ins Gespräch zur aktuellen Bedeutung dieser Analysen.