Die Rekonstruktion einer der bedeutendsten Koranbibliotheken
PALEOCORAN erforscht ca. 350 Koranhandschriftenfragmente mit insgesamt mehr als 7.000 fol., die einst in der ʿAmr Ibn al-ʿĀṣ-Moschee von al-Fusṭāṭ (Alt-Kairo) und heute in Berlin, Cambridge, Chicago, Dublin, Gotha, Kopenhagen, Leiden, Paris und Sankt Petersburg u. a. aufbewahrt werden. Das deutsch-französische Projekt – gefördert von DFG und Agence nationale de la recherche (Paris) – zielt darauf ab, eine der bedeutendsten Koranbibliotheken zu rekonstruieren und digital zugänglich zu machen.
Neben der Erschließung der Handschriften werden arabische Quellen, Reiseberichte, osmanische Quellen und Archivmaterialien zu den verschiedenen Aufbewahrungsorten der Handschriften ausgewertet. Die deutsch-französische Forschergruppe untersucht die Handschriften kodikologisch, paläographisch, kunstgeschichtlich und naturwissenschaftlich – durch Tintenanalyse und C14-Datierung –, um Datierung, Orthographieentwicklung und Textvarianten zu bestimmen.
Darauf aufbauend wird der in den Fragmenten enthaltene Wortlaut bestimmt und mit der islamischen Lesartenliteratur verglichen. Da die Handschriften Textzeugen sind, die vor Festlegung von sieben kanonischen Lesarten durch den Bagdader Gelehrten Ibn Muǧāhid (gest. 936) entstanden sind, geben sie uns unabhängig von der islamischen Gelehrtenliteratur Einblick in die koranische Textgeschichte.